Donnerstag, 29. Juli 2010

Warum wir in einer Opfergesellschaft leben

Es gibt ein Phänomen in unserer Gesellschaft, dass Individuen, als auch ganze Gruppen, sehr häufig davon ausgehen, dass ihnen „etwas zustünde“. Dabei meine ich nicht berechtigten Ansprüchen, die sich aus Recht oder persönlichen Beziehungen ergeben, sondern die Vorstellung, dass die Welt einem etwas schulde. Im Englischen spricht man von „Entitlement-Society“. Jeder glaubt fordern zu können. Dabei wird aber vergessen, dass des einen Recht des anderen Pflicht ist. Und ist einem dies doch bewusst, so glaubt man trotzdem etwas haben zu dürfen. Ein Kampf um die Ressourcen setzt ein, der Gedanke des Mangels gebiert derartige Anschauung, die im schlimmsten Fall in richtigen Kriegen enden können. Ich selbst habe dies lange Zeit falsch verstanden und dachte, dass es in der menschlichen Natur eben einen natürlichen Trieb gäbe, der ihn veranlasste so viel als möglich zu haben und andere zur eigenen Befriedigung zu instrumentalisieren. Ich dachte, Gesetze sind vor allem dazu da, Chaos zu verhindern und die Menschen davor zu bewahren sich gegenseitig auszubeuten. Ich glaubte, mehr Moral würde das Problem lösen können. Wenn die Menschen nur „anständiger“ wären, dann wäre die Welt auch ein besserer Ort. Das ist eine traditionelle Ansicht und sie wird immer noch von einer großen Mehrheit der Menschen vertreten. Man traut dem Menschen selbst nicht recht und es scheint natürlich zu sein, dass auch der Schatten, das Böse, Teil des menschlichen Wesens sei. Kaum einer wird dem widersprechen. Man erkennt diese Ansicht leicht daran, dass Menschen Sätze mit „Heutzutage...“ beginnen und damit auf die Unmoral des Zeitgeistes anspielen wollen. Aber diese Menschen spielen Spiele, die darin bestehen, sich selbst als gerecht und die anderen als ungerecht darzustellen. Das zentrale Spiel trägt nach Eric Berne den Titel „Ist es nicht schrecklich?“ und wird vor allem auf gesellschaftlichen Zusammenkünften gespielt (z.B. Kaffeekränzchen).

Der Grund, warum ich diese Art von Spielen selbst lange Zeit nicht durchschauen konnte, liegt in meiner eigenen konservativen Erziehung. Ich bin der Erstgeborene und als solcher „Hüter der Tradition“ und ich fühlte mich bereits als Kind mehr zu der Wertschätzung der „Älteren“ hingezogen, als zur Vertretung meiner eigenen Generation. Dieser „Verrat“ war keinesfalls Teil meines eigenen Wesens, sondern der Rolle, die mir anerzogen wurde und die ich als solche nicht erkennen konnte. Kinder werden dazu erzogen die Defizite ihrer Eltern auszugleichen und „brav“ zu sein, anstatt authentisch. Der wahre „Verstoß aus dem Paradies“ hat nichts mit Adam und Eva zu tun. Es ist die Verbiegung der kindlichen Natur, bis es zu einem „funktionierenden“ Mitglied der Gesellschaft deformiert wurde.

Was Menschen tun und fühlen, hat sehr oft keinen Bezug zu der gegenwärtigen Situation und bei objektiver Betrachtung ist deshalb der Mensch nicht selten völlig irrational, ja geradezu dumm in seinem Verhalten. Mit dem „common sense“ kommt man hier nicht weiter. Man muss in die „private Logik“ (nach A. Adler) einsteigen, um zu verstehen, was in einem Menschen wirklich vor sich geht. Jeder Mensch handelt nämlich subjektiv logisch, zu jedem speziellen Augenblick, in dem eine Handlung vollzogen wird. Und ohne Hinwendung auf die Kindheit eines Menschen, ist dessen Verhalten nicht zu verstehen.

Dass Menschen sich so oft als Opfer fühlen, ist durchaus verständlich. Sie fühlen sich als Opfer anderer Menschen, der „Politik“, der „Wirtschaft“, der „Gesellschaft“, also meist ganz allgemein der „Umstände“. Solche Gebilde bilden eine wunderbare Projektionsfläche für die eigene Geisteshaltung und jeder kann darin eine Bestätigung für die eigenen Ansichten finden. Mit der Feststellung Opfer zu sein, haben die Menschen durchaus Recht. Allerdings irren sie in Bezug auf die Ursachen ihrer eigenen Misere. Die wahren Ursachen für das Gefühl Opfer zu sein, liegen in der Kindheit. Es hat nichts mit den gegenwärtigen Umständen zu tun, die nicht Ursache, sondern selbst Wirkung der Opferhaltung sind. Die wahre Ursache liegt in der Erziehung und dabei vor allem in der „schwarzen Pädagogik“, die Anwendung von Gewalt aller Art gegen Kinder. Damit ist nicht nur die körperliche Gewalt gemeint, sondern auch kaltes Verhalten gegenüber dem Kind. Gewalt besteht bereits in einen einfachen „Klaps“ auf den Hintern, nicht wegen des körperlichen Schmerzes, sondern wegen der Demütigung. Jede Liebe, die nicht bedingungslos gegeben wird, ist keine wahre Liebe, sondern ein Mittel der Manipulation.

Opfer fühlen sich mies, sie fühlen sich abhängig, ihnen fehlt etwas, sie sind betrogen worden. Durch die Selbstbezeichnung als Opfer wird jedoch dieser Zustand keinesfalls besser, sondern sie verharren noch mehr in ihrer Rolle und eine Änderung wird immer schwerer. Zudem haben Opfer das Gefühl im „Recht“ zu sein und nun ihrerseits austeilen zu dürfen, schließlich musste man selbst einstecken. Der „schwarze Peter“ wird weitergereicht, ob man sich dessen bewusst ist oder nicht, meist ist dies nicht der Fall. Am stärksten tritt dies zutage, wenn man selbst Kinder hat. Egal wie sehr man sich auch geschworen haben mag, die eigenen Kinder nicht so zu erziehen, wie man selbst erzogen wurde, unbewusst wird man in ähnliche Muster verfallen. Das Kind in einem selbst, erkennt sich im eigenen Kind wider und erträgt es kaum, wenn dieses es „besser“ hat. Freilich bleibt gerade dies verborgen, so dass die meisten Menschen glauben mit Fug und Recht sagen zu können, sie würden ihre Kinder nicht missbrauchen.

Menschen kämpfen als Erwachsene vor allem deshalb um Ressourcen, weil sie ihre Kindheitsdefizite abzudecken suchen. Dabei sind Liebe und Respekt die beiden Dinge, an denen es auf der Welt am allermeisten mangelt. Und alles Streben nach Konsum, Titel, Ehrungen, Ansehen etc. ist die verzweifelte Suche des kleinen Kindes nach Liebe und Anerkennung. Wir haben uns ein Wirtschaftssystem aufgebaut, das vorgibt diese Mängel beseitigen zu können. Man kann also durchaus davon sprechen, dass ein Großteil unserer Welt einfach pervers ist, in beinahe allen Bereichen ist diese Perversion eingedrungen: Arbeit, Beziehungen, Konsum, Freizeit. Freud sprach bei Perversionen von „Gefühlsverlagerungen“. Damit trifft er den Nagel auf den Kopf: Man nimmt ein echtes Bedürfnis des Menschen, befriedigt es nicht, sondern lenkt es auf eine Ersatzbefriedigung, welche suchterzeugend ist, kurzweilig Befriedigung vorgaukelt und dann eine Leere zurück lässt, die dann zu einem umso größeren Mangelempfinden führt. Das ist der Kreislauf der Sucht, aber darunter fallen eine Vielzahl von menschlichen Verhaltensweisen (nicht bloß die traditionellen Süchte) und beinahe jeder Mensch ist irgendwo davon betroffen.

Zwei berühmte Beispiele von Menschen, die ihre Bedürfnisbefriedigung als Kind nicht erlangen konnten, sind Friedrich Nietzsche und Friedrich Schiller. Nietzsche verachtete, was er als Kind noch so sehr schätzte: die Wahrheit. Ebenso hasste er Frauen und deren Idol, Gott, sosehr, dass er diesen sogar für tot erklären musste. Nur die wahre Ursache seiner Leiden und auch seiner Geisteskrankheit, hat er nie herausgefunden, denn dieser Wahrheit durfte er sich nicht stellen: die brutale, herzlose Behandlung durch seine Mutter und seine Schwestern. Schiller war zeitlebens ein kranker Mann und starb auch recht früh. Er ist der große „Freiheitsdichter“ der deutschen Literatur. Der Kampf um die Freiheit war nicht nur der seiner Dramengestalten (Wilhelm Tell, Karl Mohr), sondern vor allem sein ganz persönliches Drama. Schiller durfte als Kind seinen Freiheitsdrang nicht ausleben, erhielt nicht die Liebe seiner Vaters, den er so sehr bewundert, und wurde in einer Kadettenschule brutal erzogen. Als „Die Räuber“ in Heilbronn uraufgeführt wurde, was das Stück ein Bombenerfolg. Viele Menschen konnten sich mit den Helden und deren Kampf um die Freiheit identifizieren. Einige Jahre später brach in Frankreich die Revolution aus und ihre Ideen überschwemmten ganz Europa. Zwar bekämpfte man das „Ancien Régime“, doch der wahre Kampf fand im Inneren statt. Niemand kam auf die Idee, dass die Kindheit und die Erziehung die Ursache für die Unfreiheit des Menschen bargen. Freud bemerkte zwar, dass seine Patienten als Kinder misshandelt wurden, wagte es jedoch nicht, die Erziehung anzugreifen, sondern blieb der alten Ansicht vom „Bösen“ im Menschen treu. Er wählte dafür jedoch die Bezeichnung „Triebe“. Erst im 20. Jahrhundert wagten Kinderpsychologen und –psychiater allmählich sich anzusehen, was wirklich hinter der Destruktivität, dem „Bösen“, steckt. Großartige Arbeit auf diesem Gebiet leistete, die im April verstorbenen, Alice Miller. Ihre Werke sollten von allen gelesen werden, die sich mit ihrer eigenen Kindheit und der Erziehung von Kindern im Allgemeinen befassen. Sie öffnen einem die Augen und man sieht, wenn man den Mut hat, Wahrheiten, die man selbst seit Jahren oder gar Jahrzehnten, vor sich selbst verborgen hat. Das Unbewusste musste schon für so vieles herhalten, wenn man menschliches Verhalten nicht erklären konnte, doch stehen die Chancen gut, dass wir diesen „dunklen“ Bereich mit immer mehr Licht erfüllen werden und eines Tages mag es uns vielleicht gelingen unseren Geist vollständig zu erleuchten und in keinen Illusionen mehr zu leben!

Alles, was dazu führt, dass ein Kind sich ungeliebt und nicht respektiert fühlt, und sei es nur für einen Augenblick, ist schädliche Pädagogik! Egal was geschieht ein Kind muss sich ununterbrochen geliebt und respektiert fühlen, völlig ungeachtet dessen, was es tut. Liebe und Respekt dürfen nicht als Mittel zur Erzeugung von Wohlverhalten verwendet werden. Der Mangel an Liebe ist der größte Feind der Freiheit. Für ein echtes Erleben von Freiheit ist es unbedingt notwendig den eigenen „Liebesspeicher“ gefüllt zu haben.

Es ist unbedingt notwendig, dass die Menschen die wahren Ursachen ihrer „Suche“ im Leben herausfinden. Es ist nicht „normal“ und „Teil der menschlichen Natur“ sich unbefriedigt zu fühlen. Im Grunde ist der Mensch von Natur aus so geschaffen, dass er nicht „aus sich selbst heraus fällt“. Dieses Herausfallen bewirkt eine Trennung, die lebenslang schmerzhaft empfunden wird, deren Ursprung in der eigenen Erziehung liegt. Dieser Zustand wird auch als „Sünde“ bezeichnet. Er ist aber der menschlichen Natur nicht an sich zu eigen, sondern wird künstlich bewirkt. Es ist Unsinn dem Menschen dies selbst zum Vorwurf zu machen und ihn „Buße“ tun zu lassen, damit erreicht man gar nichts, als Abhängigkeit von Ritualen und einem religiösen System. Nach dem Erkennen der Ursachen und der Umstände der eigenen Erziehung, kann der Mensch beginnen seine echten Gefühle zu fühlen und die Vergangenheit zu betrauern. So wird er auch in die Lage versetzt nicht mehr unbewusst zu handeln und zu tun, was seine Bedürfnisse auf eine taugliche Art befriedigt. Dann ist neurotisches Verhalten nicht mehr notwendig. Die „Perversionen“ finden ein Ende und der Drang wird in die gesunden Bahnen gelenkt. So erlangt der Mensch seine Freiheit zurück, vielleicht erlebt es sie so zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt. Es gibt keinen vernünftigen Grund, der dagegen spricht dies zu tun.

1 Kommentar:

  1. Wir alle machen Fehler in unserer Beziehung und haben dafür gesorgt, dass unsere Beziehung unterbrochen wird. Wir sind auch dafür verantwortlich, dass sie funktioniert, indem wir nach einer Lösung suchen. Ich freue mich sehr, Ihnen heute wenig über mein Beziehungsproblem zu erzählen. Ich habe meine einmal betrogen Frau und sie haben mich erwischt und sie war bereit, unsere Ehe zu beenden, weil ich sie wirklich liebe. Ich suche schnell nach einer Lösung, um sie aufzuhalten. Als ich auf den Dr. Ekpen-Tempel stieß, der so vielen Menschen geholfen hat, ihre zerbrochene Ehe und Beziehung wiederherzustellen, mit denen ich auch Kontakt aufnehme Wenn er heute meine Ehe wiederhergestellt hat, werde ich seinen Kontakt beenden, damit er bei gleichen Problemen Kontakt mit ihm aufnehmen kann (ekpentemple@gmail.com).

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