Donnerstag, 5. August 2010

Die drei größten Illusionen des Lebens

Siegmund Freund brachte es auf den Punkt, als er beschrieb welche gewaltigen Schläge den modernen Menschen getroffen hatten und nun zu seinem Leid in einem ungeahnten Ausmaß beitrügen. Es sind dies Angriffe auf das Ego, auf das Weltbild, das sich der Mensch über Jahrtausende hinweg bewahrt hat und das erst durch die Wissenschaft und Forschung ins Wanken und endlich zu Fall gebracht wurde. Diese Angriffe waren: 1.) Kopernikus mit seinem Heliozentrischen Weltbild: Der Mensch konnte nun nicht mehr in der Vorstellung leben, die Welt sei das Zentrum des Universum. Durch die Astronomie der folgenden Jahrhunderte wurden die Dimensionen im All immer größer und die subjektive Empfindung des Menschen immer kleiner. Wie groß ist der Mensch schon im Verhältnis zu den gewaltigen Ausmaßen des Universums? 2.) Darwin mit seiner Evolutionstheorie. Der Mensch konnte sich nun nicht mehr als Krone der Schöpfung betrachten, zumindest nicht mehr in der alten, bis dahin vorherrschenden Form. Die Vorstellung mit den Affen gemeinsame Vorfahren gehabt zu haben, war für das Selbstverständnis des Menschen beinahe unerträglich. Und selbst heute noch bereitet dies einige Probleme, vor allem bei sehr unsicheren Menschen. Aber es gibt auch Menschen, die aus anderen Gründen berechtigte Zweifel an der Evolutionstheorie haben. 3.) Die Erkenntnisse Freuds selbst, nämlich insbesondere, dass nur ein sehr kleiner Teil dessen, was der Mensch glaubt beherrschen zu können, von ihm wirklich beherrscht werden kann. Das mächtige Unbewusste beherrscht viel mehr den Menschen, als der kleine Bereich, der uns bewusst ist. Der Mensch ist sozusagen gar nicht „Herr im eigenen Haus“.

Unabhängig von diesen Schlägen für das menschliche Ego jedoch, entdeckte Freud, dass es drei große Illusionen gibt, unter denen Menschen leiden. Der gesunde Mensch kommt allmählich so weit sie abzulegen und ohne diese Illusionen sein Selbstverständnis und seine Sicherheit zu erlangen. Der kranke Mensch jedoch wird an einer, wenn nicht an allen drei, wenn auch in unterschiedlichem Maße, festhalten. Die erste dieser Illusionen ist die Illusion unwiderstehlich zu sein. Es ist der Glaube im Grunde unbeschränkt attraktiv zu sein und zwar für alle Menschen. Wer also einen Mensche, der dieser Illusion unterliegt nicht für attraktiv hält, ist aus der Sicht des Illusionisten nicht ehrlich. Oder, was ebenso denkbar wäre, er ist nicht „ganz gescheit“, soll heißen, er befindet sich selbst im Irrtum. Interessanterweise sind es ja gerade die Menschen, die am weitesten von der Realität entfernt leben, die glauben die größten Realisten zu sein und den Irrtum überall in der Welt vermuten, bei jedem anderen nur nicht bei sich selbst. Es ist wie beim Geisterfahrer auf der Autobahn: Es sieht so aus, als ob man der einzige vernünftige Fahrer wäre und heute eben nur noch Geisterfahrer unterwegs seien.

Die zweite Illusion, die von Freud entdeckt wurde, ist jene zu glauben, man sei unsterblich. Es ist der kindliche Wunsch ewig leben zu können. Sterben, das tun immer nur die anderen. Ein solcher Illusionist glaubt, wenn er stürbe, dann stürbe mit ihm auch die ganze Welt. Er kann sich einfach nicht vorstellen, dass die Welt ohne ihn weiter bestehen kann. Bis zu einem gewissen Grad haben alle Menschen den Wunsch ewig zu leben, und wenn schon nicht ewig, so doch so lange wie möglich und das auch noch bei jugendlichem Aussehen.

Die dritte Illusion ist jene allmächtig zu sein. Viele Menschen glauben im Grunde nicht daran, als Mensch beschränkt zu sein. Der kindliche Zauberglaube ist nie ganz auszulöschen. Selbst heute noch gibt es viel Aberglaube, magische Ritualen, Brimborium, irrationale Vorstellungen etc. durchziehen auch heute noch die Gesellschaft. Es scheint so zu sein, dass es irgendwo einen „Trick“ geben müsse, dann würde sich offenbaren, dass wir Menschen im Grunde viel größere Wesen seien, wie wir landläufig glauben. Das Kind mag seine Allmachtsphantasien haben, als Erwachsener wird es lächerlich noch daran zu glauben.

Jeder kann selbst, wenn er sich unsere Welt ansieht, feststellen, wie sehr diese drei Illusionen bei den Mitmenschen, aber auch bei sich selbst (in vielen Fällen), anzutreffen sind. Ich unterlasse es hier auch Gedanken über die Gesellschaft als ganzes zu äußern. Das habe ich schon oft genug getan und das werde ich auch noch öfters tun, doch hier möchte ich die drei Illusionen einfach nur vorgestellt haben. Es obliegt nun jedem selbst, sich ein genaues Bild zu machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen