Dienstag, 27. April 2010

Buddhismus - ein Irrweg?

Ich gestehe! Viele Jahre lang habe ich mich intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt, habe ohne Unterlass meditiert, Regeln befolgt, Lehrmeister aufgesucht, immer auf der Suche nach Erleuchtung. Ich selbst habe auf diesem Blog einige Texte, die sich mit Buddhismus beschäftigten veröffentlicht. Nun bedauere ich zutiefst dies getan zu haben und habe auch alle Texte gelöscht, um weiteren Schaden zu verhindern. Heutzutage ist es sehr leicht auf den Buddhismus als „alternativen Weg“ zu den, bei uns traditionellen, Religionen zu gelangen oder, wie in meinem Fall, eine Kombination von Buddhismus und Christentum anzustreben. Oft wurde mir versichert, von scheinbar kompetenter Seite, dass etwa buddhistische Meditation ohne weiteres mit der Ausübung des Christentums vereinbar sei. Doch jetzt weiß ich, dass dies der größte Unsinn ist, den man verbreiten kann. Der Buddhismus ist mit dem Christentum in keiner Weise zu vereinbaren! Dies ist nicht nur ein Irrtum, mehr noch es ist eine infame Lüge! Der Buddhismus verdient nicht einmal die Bezeichnung „Religion“. In Wahrheit gehört der Buddhismus in den Bereich der Esoterik. Nicht das letztgültige, der Schöpfer selbst ist das Ziel, sondern der Kosmos mit seiner sichtbaren und seiner unsichtbaren Welt. Als ich früher Fragen über Gott im Buddhismus gestellt hatte, wurden mir die unterschiedlichsten Antworten gegeben. Einerseits wurde gemeint, die Frage nach Gott sei nicht relevant, andere glaubten Gott (wobei im Buddhismus meist in der Mehrzahl gesprochen wird) sei eine Erscheinung des Geistes selbst, die man aufgeben müsse. Und dann gab es da noch die Meinung, Gott und Schöpfung seinen identisch, Gott sei so etwas wie die „Matrix“ hinter der Welt. Damit wird dem Pantheismus Tür und Tor geöffnet. Die Schöpfung selbst als Schöpfer? Welch ein Unsinn!

In Wahrheit ist der Buddhismus kein Weg der Befreiung und kein Weg zum Glück, sondern zum Verlöschen und dieser statuengleiche, gefühllose, gedankenlose Zustand wird dann als glückselig beschrieben. Der Buddhismus beschäftigt sich zwar mit der materiellen und der psychisch-spirituellen Welt, doch überschreitet er diesen Rahmen niemals, ja er leugnet sogar ein Vorhandensein von mehr. Der Buddhismus besagt ja, dass alle Dinge ihrem Wesen nach leer seien und dass alles Dasein aus den fünf Daseinsaggregaten, den so genannten „Skandhas“ (Körperlichkeit, Gefühle, Gedankenformationen, Wahrnehmungen, Bewusstsein), zusammengesetzt sei. Die Wahrheit ist nach Ansicht des Buddhismus das, was übrig bleibt, wenn diese Skandhas weggefallen seien.

Das Ziel des Buddhismus ist, wie schon gesagt die Erleuchtung, das völlige Verlöschen und damit Ablehnung des Lebens. Natürlich wird das nicht so gesagt, das Leben, wie wir es kennen, soll als illusionär erkannt werden, wir hätten alle Buddha-Natur und deshalb sei uns das Erkennen der Leerheit möglich. Erleuchtung heißt das Nichtvorhandensein von Leid. Hört sich unglaublich toll an und dazu das liebe, freundliche Lächeln der kahlköpfigen Mönche. Wer kann da schon an Böses glauben? Doch die Wölfe kommen immer im Schafspelz. Das Böse steht uns oft lächelnd gegenüber und lockt uns mit Angeboten, wie etwa das Verschwinden des Leides. Besonders Menschen, die nach Glückseligkeit suchen, die eine friedvolle Welt sich ersehnen, werden leicht vom Buddhismus eingefangen. Ich selbst stellte mir unter Erleuchtung das absolute Glück vor, das Höchste vom Höchsten, das Beste vom Besten. Wer kann schon gegen eine solche Verheißung sein?!

Doch erkannte ich, wenn auch sehr spät und nach langem Kampf, dass der Buddhismus in dieser Zwischenwelt stecken bleibt, in der sich auch die ganze Esoterik abspielt. Die Welt von allen möglichen Geistern, Dämonen, Engeln, Lichtgestalten, Naturgeistern und dergleichen (die mich nie interessierten). Diese Welt existiert wirklich, das wissen auch die Religionen, deshalb leugnen sie nicht wie die Materialisten oder die Wissenschaften diese Welten und ihre Bewohner. Es ist auch kein Problem für den Menschen mit diesen Wesen Kontakt aufzunehmen. Jeder der ernsthaft über einen längeren Zeitraum meditiert, hat Erfahrungen mit dieser Welt gemacht (wobei das Erkennen notwendigerweise wie mit allem nur im Geiste des Menschen geschieht und eine tatsächlich vorhandene "geistige" Welt selbst ein Erklärungsversuch bleibt). Die Verblendung geht manchmal so weit, dass manche glauben, sie würden jetzt ihr „wahres Wesen“ oder gar „Gott“ erkennen.

Was aber die Wahrheit betrifft, so ist diese nur in Gott zu finden und dieser ist nicht der Kosmos, nicht die Matrix, nicht die geistige Welt, sondern der Schöpfer. Der Buddhismus konnte niemals in diese Welt eindringen. Wie auch? denn die Verbindung mit Gott ist eine Gnade Gottes und nichts was der Mensch einfach so selbst in die Hand nehmen könnte. Der Buddhismus aber glaubt das Höchste im Verlöschen, in der Verneinung der Welt (sie sei ja illusorisch), zu finden, die Gegensätze sie soll „transzendiert“ werden, der Gegensatz, der Kampf soll beendet werden um einen nichtexistenten ewigen Ruhezustand zu erreichen. Der Sinn des Christentums ist die Versöhnung mit Gott! Das ist der Grund, warum jemand Christ ist. Dabei geht es um viel mehr, als um ein Zurruhekommen „in der Welt“. Als Christ ist man in der Welt aber nicht von der Welt. Etwas, das der Buddhismus niemals sagen kann!

Noch einmal: Christentum und Buddhismus widersprechen sich, die Gegensätze sind unüberbrückbar und es muss eindringlich davor gewarnt werden eine „Einheitsreligion“ zu schaffen, in der sich jede Religion wieder finden kann. Was nicht warm und nicht kalt, sondern lau ist, das muss verworfen werden! Der Buddhismus sieht Gott nicht als das Höchste, nicht als den Schöpfer, sondern als etwas, das ebenfalls abgelegt werden müsste. Damit wird der Mensch höher als Gott, damit sieht es so aus, als ob der Mensch selbst Schöpfer seiner selbst wäre. Völlig unvereinbar mit dem Christentum ist die Idee der Reinkarnation. Jemand, der an Wiedergeburt glaubt, kann nicht Christ genannt werden. Wiedergeburt ist ebenfalls eine Irrlehre, gewonnen durch den Umgang mit der „Geisteswelt“, doch sehr verlockend, weil dadurch scheinbar Dinge erklärbar werden, die sich einer Erklärung entziehen. Im Ergebnis ist der Buddhismus einfach zu niedrig, um zur Absolutheit vorzudringen! Alles, was er zu bieten hat ist die Auflösung dessen, von dem er glaubt es sein eine Illusion (sichtbare und unsichtbare Welt). Der Buddhismus ist eine große Gefahr, unter anderem auch für unsere freie Gesellschaft und im Kern völlig gefühllos: keine Liebe, keine Güte, keine Vergebung – alles Dinge, die einem im Christentum zugute kommen.

Sonntag, 25. April 2010

Oliver Cromwell (1599 -1658)

Mit diesem Artikel beginne ich eine Serie von kurzen Biographien über große Persönlichkeiten der Geschichte, die ich für mich persönlich in irgendeiner Weise inspirierend finde. Den Anfang mache ich dabei mit der wohl berühmtesten Gestalt der Englischen Geschichte des 17. Jahrhunderts – mit Oliver Cromwell. Der Name Oliver Cromwell ist untrennbar mit der kurzen und einzigen Periode verbunden, in der England eine Republik war. (Und ganz nebenbei ist heute am 25. April sein 411. Geburtstag).

„Cromwell war ein Mann, in dem der Ehrgeiz das religiöse Gefühl nicht vollständig unterdrückt, sondern lediglich vorübergehend in den Hintergrund gerückt hat“ – Edmund Burke (1729 – 1797)

Der Name Cromwell spielte in England bereits im 16. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Thomas Cromwell (1485 – 1540) diente als Staatskanzler unter König Heinrich VIII und war maßgeblich für die Reformation in England, in deren Entwicklung die Krone die Oberhoheit über die Kirche erlangte, verantwortlich. Letztendlich nutze ihm das jedoch wenig, denn der König ließ seinen einst treuesten Gefolgsmann hinrichten (etwas, das unter Heinrich dem VIII recht oft geschah, nicht nur den Frauen des Königs). Oliver Cromwell stammte von einem der Neffen Thomas Cromwells ab.

Oliver Cromwell wurde am 25. April 1599 in Huntington geboren, wuchs in East Anglia unter dem puritanischen Landadel auf und besuchte nach der Absolvierung des örtlichen Gymnasiums das Sidney Sussex College in Cambridge. Wie viele seiner Vorfahren studierte er die Rechte, womit er für die Verwaltung, den Staatsdienst, die richtigen Voraussetzungen mitbrachte. Seine Jugend verlief unspektakulär und entsprach ganz dem Stereotypen des niederen puritanischen Adels und daran änderte sich auch nichts, bis er 1628 Mitglied des Unterhauses in Westminster wurde. Cromwell war lange Jahre ein Abgeordneter unter vielen und fiel in keiner Weise besonders auf, außer vielleicht durch seinen strengen, ehrlich gelebten Glauben. Seine glänzenden Talente als militärischer Führer schlummerten in dieser Zeit noch unerkannt in ihm. In den Jahren nach 1628 hatte der fromme Cromwell eine Art religiöses Erweckungserlebnis, das ihn später unbeirrbar seine Mission ausführen ließ. Er verstand sich fortan, als einen der die göttliche Gerechtigkeit auf Erden durchsetzen sollte. Der glühende Glaube daran von Gott auserwählt zu sein und von ihm zum Sieg geführt zu werden, hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Kampfmoral von Cromwells Truppen, die ihn den „Engländer Gottes“ nannten.

Als 1642 der Englische Bürgerkrieg ausbrach, war Cromwell einer der aktivsten Parteigänger des Parlaments, welches dem Versuch König Karls I. die absolute Monarchie in England durchzusetzen, entschieden entgegen trat. Cromwell trat selbst in die Armee im Range eines Captains ein. Die Royalisten erzielten bald einen ersten Erfolg bei Edgehill, woraufhin die Truppen des Parlaments neu organisiert wurden. Cromwell nahm eine Schlüsselposition dabei ein und hob neue Truppen aus und trainierte sie in seiner Heimat East Anglia. Dabei legte er in erster Linie auf den Charakter seine Soldaten wert: Strenge, vom Feuereifer für die „göttliche Sache“ entbrannte Puritaner, die gewohnt waren Entbehrungen auf sich zu nehmen und sich durch besonders großen Mut und Disziplin auszeichneten. Männer, die bereit waren für die eigene „gute“ Sache zu sterben und die, wenn es darauf ankam, nicht zögern würden in den Tod zu gehen. Cromwells Menschenkenntnis und seine überragenden Führungsqualitäten zeigten sich nun deutlich und überraschte viele, die ihn bisher für einen langweiligen Prinzipienreiter und Mann aus den hinteren Reihen des Parlaments gehalten hatten.

Die Truppen Cromwells waren überaus erfolgreich und fügten den Royalisten schwere Verluste zu. Die beiden größten militärischen Meisterleistungen gelangen ihm 1644 bei Marston Moor und 1645 in der berühmt gewordenen Schlacht bei Naseby. Trotz seiner strengen religiösen Haltung war Cromwell kein Fanatiker. Im Gegenteil, er blieb vernünftig und nahm eine gemäßigte Position gegenüber den radikaleren Gruppen ein, die später als die Diggers und die Levellers bekannt wurden. Cromwell misstraute dem König Karl weiterhin, als der erste Bürgerkrieg beendet war und setzte durch, dass die Armee nicht wie von vielen gewollt aufgelöst wurde. Wie Recht er damit haben sollt, zeigte sich 1648, als der König eine Allianz mit Schottland schloss und damit den zweite Bürgerkrieg entfachte. Darauf folgte der Prozess gegen Karl und dessen Hinrichtung unter Cromwell im Jahre 1649. Diese Hinrichtung löste Schockwellen in ganz Europa aus, vor allem in Frankreich, das gerade dabei war die absolute Monarchie zu festigen. England blieb über lange Zeit ein negatives Beispiel für die Absolutisten auf dem Kontinent. Für das Inselreich selbst stärkte es das Selbstbewusstsein der Bürger und des Adels und führte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die Freien Engländer Grundrechte zugestanden bekamen, zu einer Freiheit von denen die Bürger im sonstigen Europa nur träumen konnten.

Nach dem Tod des Königs war es für Cromwell das größte Problem eine Verfassung auszuarbeiten, die vom Parlament und von der Armee akzeptiert werden konnte und die eine rechtliche Stabilität garantierte. Die Zivilisten wünschten keinen Militärdiktator, die Armee keine Herrschaft des Königs. Bis zu Cromwells Tod beschäftigte ihn diese entscheidende Frage. Cromwell suchte eine „göttliche Reform“ durchzuführen, ein umfassendes Programm, das Ungerechtigkeiten beseitigen sollte und sich gegen Unmoral, die Sünde im Allgemeinen und vor allem die Trunkenheit richtete. Er selbst war ein glühender Anhänger dessen, was er „die Freiheit des Bewusstseins“ nannte, das ungestörte Leben von religiösen (protestantischen) Gruppen, die allerdings auch andere Gruppen nicht tangieren sollten.

Nach der erfolgreichen Niederschlagung von Aufständen in Irland und dem Kampf gegen die dortigen Katholiken, wurde Cromwell 1653 vom Staatsrat zum Lord Protector ernannt. Cromwell wurde damit der faktische Herrscher Englands mit enormer Macht, nicht nur in Engaland selbst, sondern auch in Schottland und Irland. Elf von Cromwell ernannte Generäle verwalteten das Land. Die religiöse Toleranz nahm zwar etwas zu, doch war die Herrschaft dieser Generäle mehr als unbeliebt und so dauerte diese Periode nicht länger als 18 Monate. 1656 wurde Cromwell vom Protektoratsparlament die Krone angeboten, welche er nach intensivem Gewissensstudium ablehnte. Das Problem mit einem verbindlichen, zufrieden stellenden und haltbaren Verfassungszustand bestand über den Tod Cromwells 1658 weiter fort.

Außenpolitisch waren die Jahre Cromwells von großer Bedeutung. England wurde zum ersten Mal zu einer großen See- und Militärmacht. Der erste britisch-holländische Seekrieg (1652-1654) endete für die Briten siegreich. Dieser Krieg war eine Folge der Navigationsakte Cromwells von 1651. Darin wurde der Zwischenhandel unterbunden. Schiffe durften britische Häfen nur anlaufen und ihre Waren löschen, wenn sie entweder unter britischer Flagge fuhren oder direkt aus dem Herkunftsland der Waren kamen. Darunter litten vor allem die Holländer, die vom Zwischenhandel lebten. Mit Frankreich schloss Cromwell eine Allianz gegen Spanien, die sich als siegreich erweisen sollte. Britannien erhielt Jamaika und dehnte seinen Einfluss in Westindien aus. Die Vorherrschaft der Spanischen Flotte war bereits 1588 durch die Vernichtung der Spanischen Armada gebrochen worden.

Cromwell ist wohl die kontroverseste Figur der Englischen Geschichte überhaupt. Wie alle Großen ist er für die einen ein Held, für die anderen ein Schurke. Viele sehen in ihm den Bewahrer des Englischen Staates in turbulenten Zeiten, den Prinzipien mehr interessierten, als die Macht (nachdem er die Krone abgelehnt hatte). Andere bewundern sein militärisches und auch politisches Genie (vor allem außenpolitisch). Seine Gegner kritisierten ihn als Diktator und vor allem die Schotten und Iren (blutige Niederschlagung von Aufständen und Katholikenfeindlichkeit) sehen in ihm einen Tyrannen. In einem aber sind sich alle einig, dass Cromwell ein Mann von herausragendem Charakter und harten Prinzipien war, die er nicht verriet.

Oliver Cromwell starb am 3. September 1658 in Westminster.

Donnerstag, 22. April 2010

Über die Schönheit

Jetzt, wo der Frühling in unser Land Einzug gehalten hat, ist es recht nahe liegend die Empfindung der Schönheit zu erleben. Alles blüht wieder von neuem auf, lebendige Farben erheben sich gegen einen sattblauen Himmel im strahlenden, warmen Sonnenschein. Die unterschiedlichsten Düfte erfüllen die Luft in den Gärten und die Tierwelt findet wieder reichlich Futter und viele Wald- und Wiesenbewohner freuen sich über Nachwuchs (zum Beispiel die Frischlinge im Wildpark ganz in meiner Nähe). Kurzum, es ist die rechte Zeit, um sich der Schönheit, nicht nur in der Natur, wieder einmal bewusst zu werden.

Schönheit ist eine Erfahrung, die alle Menschen in ihrem Leben machen. Sie ist in der Lage den Menschen über das bloß Materielle hinaus zu führen, darin liegt ihr größtes Potenzial, denn als äußeres Zeichen, kann sie uns ein inneres Wesen offenbaren. Doch auch die Schönheit hat eine dunkle, eine negative, Seite. Genauso, wie sie über den bloßen Schein hinausführen kann, kann die Schönheit uns auch in der materiellen Welt gefangen halten. Es kann zu einer Fixierung auf den schönen Schein kommen und dadurch wird der Mensch unfrei. Sehen, ohne Verstehen, kann nur zu so einem Ergebnis führen. Gerade das ist die große Gefahr, die sich in unserer Zeit derart breit gemacht hat. Anstatt das Göttliche in und hinter der Schönheit zu erkennen, wurde sie zu einem Kult um reine Äußerlichkeiten, der groteske Züge annimmt. Wie sehr die Menschen von ihrer eigenen Schönheit, ihrem eigenen Wesen, getrennt sind, sieht man gerade darin, dass allzu oft Idealen des Zeitgeistes nachgejagt wird. Die Unfreiheit, die darin liegt, ist ohne weiteres zu erkennen, sind es doch andere die darüber bestimmen, wie diese Ideal auszusehen haben und es ist der Großteil der Menschen, zumindest in der westlichen Welt, der sich diesen Idealen unterwirft.

Die Schönheit ist ein Mittel, das uns helfen kann das Wesen der Dinge zu erkennen, durch rechtes Erkennen, kann sie in unserem Leben aktiviert werden. Wenn wir nicht beim Schein stehen bleiben, dann können wir Befreiung erlangen, Befreiung von der Anhaftung an die Dinge. Schönheit ist eine Empfindung, die das Heilige im Menschen anspricht, es ist eine Erfahrung, die Menschen überall auf der Welt, unabhängig von Kultur und Zeitepoche, machen, im Kern trägt sie etwas Ewiges mit sich. Schönheit ist in jedem Fall ein positiv besetzter Wertbegriff. Es ist nicht verwunderlich, dass gerade der Kunst die Aufgabe zukam die Schönheit abzubilden, in all ihren Formen. Dass die Natur und natürlich der Mensch selbst, als Übungsobjekt dazu dienten, versteht sich von selbst. Doch gibt es keinen Bereich des menschlichen Lebens, indem nicht zumindest ein Quäntchen Schönheit auszumachen wäre. Freilich muss man dazu zuweilen sehr tief graben, wenn die Oberfläche uns ein völlig konträres Bild liefert.

Es wäre aber zu kurz gegriffen, wenn man davon ausginge, dass Schönheit alleine eine subjektive Empfindung wäre. Es lässt sich leicht feststellen, dass es Dinge gibt, die von den allermeisten Menschen als schön empfunden werden und zwar ohne, dass dies einer gesellschaftlichen Konvention oder dem Zeitgeist entspräche. In der Philosophie beschäftigt sich ein eigener Zweig, die Ästhetik, mit dem Begriff der Schönheit. Schönheit wurde immer schon als eine Eigenschaft von Menschen und Gegenständen aufgefasst. Darüber hinaus ist sie aber auch das Ergebnis des Urteils des Verstandes. Schönheit kann in diesem Sinne auch als „Schönheit des Denkens“ verstanden werden. Rechtes Denken, im Sinne von konstruktiver geistiger Beschäftigung, die auf Wohlsein ausgerichtet ist, Leid beendet und Glück herbeiführt, ist immer schönes Denken. Schön und Recht sind untrennbar miteinander verbunden. Kein Wunder, das Platon schon, das Gute, das Schöne und das Wahre in einem Zuge nannte und sie zu seinen Idealen erhob.

Schönheit ist also mehr als ein bloßes Geschmacksurteil. Es ist zynisch, wie viele Menschen behaupten, Schönheit läge nur im Auge des Betrachters. Es scheint, dass es Leute gibt, die sich einer wahren Beurteilung nach Maßstäben der Schönheit dadurch entziehen wollen, dass sie ein solches Urteil auf die reine Subjektivität verlegen und damit ein objektives Urteil verunmöglichen. Es ist eine Krankheit der Zeit, Schönheit nicht mehr als Schönheit erkennbar machen zu wollen. Am Ende ist alles schön oder hässlich zugleich. Es ist keine Frage, dass so der Dilettantentum und der Scharlatanerie Tür und Tor geöffnet sind – das kann niemals im Interessen einer Kultur sein, die für sich in Anspruch nimmt von Bedeutung zu sein.

Was den Streit um Geschmacksurteile betriff, so ist ein solcher nicht zielführend, ein Streit ist im Grunde ein Scheingefecht. Wenn als schön bezeichnet wird, was als angenehm empfunden wird, dann ist schön bei jedem etwas anderes. Und jeder hat Recht, denn was ich als angenehm empfinde, kann niemand in Abrede stellen. Mehr noch, es wäre eine persönliche Beleidigung, hieße es doch, dass ich entweder gar nicht wirklich empfände, was ich fühle oder dass ich nicht in der Lage wäre, zu wissen, was ich fühlte. Nach Kant hat ein ästhetisches Urteil sehr wohl Anspruch auf allgemeine Gültigkeit beanspruchen, da es zwar subjektiven Ursprungs sei, aber trotzdem auch über das Empfinden der anderen miturteilt. Über Schönheit als Empfindung könne man streiten, was naturgemäß über das Angenehme nicht möglich ist.

Das Wesentliche an der Schönheit ist, dass sie in ihrem Kern ein Mysterium trägt, das sich jeder rationalen Betrachtung entzieht, das nur direkt erfasst werden kann und selbst die schönsten Dichterworte können sie nicht beschreiben, sondern nur darauf hinweisen. Darin liegt die Stärke der Poesie. An der Art, wie eine Kultur zur Dichtkunst steht, kann auch darauf geschlossen werden, wie es um die Verbindung zur Schönheit als solche bestellt ist. Viel haben wir in der Vergangenheit über Schönheit gehört und vieles davon hat nicht gerade zur Klarheit beigetragen. Was aber letztendlich für den einzelnen von Bedeutung ist, ist das Empfinden der Schönheit im eigenen Leben, worin dies auch immer seinen Ursprung haben mag. In diesem Sinne kann ich nur sagen: „Wanderer öffnet deine Augen und Ohren, sieh und höre, was die Welt dir zu sagen hat, vereine deinen Geist mit dem der Welt und dir wird so manche verborgene Wahrheit kundgetan!“

Dienstag, 13. April 2010

Über die Gefahren des Lesens

Lesen so meint man allgemein, sei eine höchst wünschenswerte Tätigkeit des Menschen. Es wird oft bedauert, dass die Leute heutzutage nicht mehr läsen, dass die sprachliche Ausdrucksfähigkeit nicht mehr das sei, was man früher, auch unter einfacherem Volk, antreffen konnte und dass insbesondere bei der Jugend neuere Medien wie Fernsehen, Internet und Videospiele Vorragen vor dem guten alten Buch genössen. Was soll also gefährlich daran sein zu lesen? Die Gefahren des Lesens sind zweierlei. Einerseits geht es um den Inhalt der Lektüre. Dies ist offensichtlich und historisch auch der Ursprung des Begriffs „Lesesucht“, der zum ersten Mal 1773 im Werk „Briefe über die Erziehung von Frauenzimmern“ von Rudolf Heinrich Zobel, gebraucht wurde. Man hielt lange Zeit vor allem Frauen und Jugendliche als gefährdet der Literatur zu verfallen und deshalb in der Folge ihre Pflichten im Leben zu vernachlässigen. Zudem hielt man viele politische, philosophische und träumerische Bücher für gefährlich, da sie den Geist vergifteten und unerwünschte Gedanken in die Köpfen einimpfen würden. Als dann 1774 Goethes „Leiden des jungen Werther“ erschien und einige Leute in romantische Melancholie (mit anschließendem Selbstmord) versetzte, kam die Diskussion um die Gefahren des Lesens so richtig auf. Im 19. Jahrhundert war es dann insbesondere die erotische Literatur, die als zutiefst verderbt angesehen wurde und kein anständiges Frauenzimmer sollte sich derartigem „Schund“ hingeben.

Wovon hier aber die Rede sein soll ist die zweite Art der Gefahren durch das Lesen, nämlich die allgemeine Gefahr das Leben nur durch Bücher zu erfahren. Dadurch wird das Lesen zu einer Art Hindernis zwischen dem Studierenden und der „wahren“ Welt. Denn allzu oft hat der „Gelehrte“ nichts weiter vorzubringen als darauf zu verweisen, er habe etwas in einem Buch gelesen und der Autor würde schon wissen, was er schriebe. Da gibt es etwa die Prognosen über die Zukunft, etwa welche Erfindungen noch gemacht werden würden, man würde sicher in fünfzig Jahren auf dem Mars Trabantenstädte errichten und dergleichen. Doch wenn der Leser dann erklären soll, wie das genau vonstatten gehen soll, dann weiß er darauf auch nichts anderes zu sagen, als er habe es in einem Buch gelesen und er Autor sei ein anerkannter Zukunftsforscher, deshalb könne man ihm wohl glauben. Der Lesende ist dann oft überrascht oder gar erzürnt, dass die Mitmenschen, denen Lesen nicht so am Herzen liegt wie ihm, ihm keinen Glauben schenken oder sich gar über ihn lustig machen. Da ist es nur ein Schritt, dass man sich selbst als überlegen betrachtet und die anderen als dumme Tölpel ansieht, denen die Bildung völlig abginge. Würde der Leser einmal ernsthaft in den Spiegel schauen, dann käme er schon drauf, dass es mit seinem Wissen auch nicht weit her ist, es ist ja nicht durch sein eigenes Denken entstanden, sondern ist im Grunde nichts anderes als ein papageienhaftes Nachplappern dessen, was ein vermeintlich großer anderer geschrieben hat. Es gilt eben immer noch das alte Sprichwort von der Macht des geschriebenen Wortes. Sagt man einen Unsinn, so lacht die Welt, doch schreibt man ihn nieder, dann glaubt sie, dass es damit wohl etwas mehr mit der Wahrheit auf sich hat. Auf der anderen Seite gibt es ja auch das Sprichwort, dass Papier geduldig sei. Und nie traf dies mehr zu als in unserer Zeit, in der jeder auf Papier, oder noch mehr in elektronischer Form, sein geschriebenes Wort in die Welt hinausposaunen kann, ob es den anderen nun gefällt oder nicht und völlig einerlei von der Qualität des Geschriebenen.

Einen solchen Charakter entdeckte ich im Roman „Sonderlinge“ des Bregenzerwälder Schriftsteller Franz Michael Felder (1839-1869). Der Sohn einen reichen Bauern wird von seinem Vater dazu erzogen zu studieren und sich von der Welt zurückzuziehen und auf die einfachen dummen Bauern zu schimpfen, die ja ohnehin nichts im Kopf hätten, deren Sitten völlig verroht seien und deshalb keinen Umgang für den Junior seinen. Der Sohn wird zum „Sonderling“, der zwar viel weiß, aber eben alles nur aus den Büchern, einer, den „die schwarzen Leute in der Ferne mehr interessieren, als den Nachbarn und dessen Hof“. Die große Wandlung kommt dann, als der freundlose, unglückliche Sohn doch einmal sich entschließt unter die Menschen zu gehen und als „Küher“ (Kuhhirte auf der Alp) einen Sommer lang mit einem Beiknecht und dem Senn selbst die Kühle des Ortes auf der Alp zu hüten und dort zu leben. Der Senn bringt den verwöhnen Stubenhocker in Verbindung mit der Natur und indirekt auch mit den Menschen, und als der September kommt und die Kühe wieder in den Ort hinabgetrieben werden, ist der „Sonderling“ schon ein anderer Mensch geworden, wenn es auch noch eine harte Zeit werden sollte in den folgenden Monaten, da die sozialen Künste nun erst recht auf die Probe gestellt werden.

Diese Geschichte erscheint mir ein Paradebeispiel dafür zu sein, was passieren kann, wenn man Bücher nicht deshalb liest, weil man eine bestimmte Information braucht, sondern um seine Zeit totzuschlagen und einen Wall zwischen sich und der lebendigen Erfahrung zu errichten. Lesen kann zur Sucht werden, wie auch der Alkohol oder die Spiel- und Einkaufssucht. Die schädlichen Folgen werden meist nicht erkannt, eben weil das Lesen in hohem Ansehen steht und allgemein als akzeptable, wenn nicht gar erwünschte Freizeitbeschäftigung gesehen wird. Aber Lesen kann einen sehr einsam machen. Wissen kann durchaus durch Bücher vermittelt werden, wenn eigenes Denken sich der Informationen bedient und das eigene Urteilsvermögen geschärft wird. Doch niemals kann das Lesen die tatsächliche Erfahrung ersetzten und am allerwenigsten kann das Lesen einem Weisheit verleihen, dazu ist nur das Leben selbst in der Lage.

Sonntag, 11. April 2010

Unsere Muster im Kopf

Bevor dieser Artikel beginnt, möchte ich Ihnen eine kleine Aufgabe stellen. Nehmen Sie ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand und zeichnen Sie ein Dreieck mit vier Strichen. Die Lösung für dieses Rätsel finden sie am Ende dieses Texts. Sehen Sie dort erst nach, nachdem Sie alles gelesen haben, es sei denn, Sie wollen sich selbst um eine Überraschung bringen.

Es ist eine Eigenart des menschlichen Geistes, dass er Unvollständiges nicht oder nur schwer akzeptieren kann. Wann immer Informationen bruchstückhaft sind und sich ein gesamtes Bild nicht aus den zur Verfügung stehenden Teilen zusammensetzen lässt, dann vervollständigt der Geist die Fragmente zu einem Ganzen. Was an sich noch nicht weiter problematisch wäre, wenn des Menschen Bewusstsein sich darüber im Klaren wäre, dass es dieser Vorgang ist, der in seinem Geist abläuft. Doch in den meisten Fällen ist dem nicht so. Der Mensch nimmt einerseits über seine Sinnesorgane eine Unmenge an Informationen auf, die jedoch nur zum geringsten Teil integriert werden. Die allermeisten Informationen wandern am Bewusstsein vorbei in dunklere Bereiche des Geistes. Aus den wenigen Teilen, die ins Bewusstsein gelangen, wird dann ein Bild geschaffen, das die betreffende Person als „wahr“ ansieht. Man spricht ja im Deutschen auch von „Wahr-Nehmung“. Was in unser Bewusstsein gelangt ist dass, was wir für „wahr“ halten. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass das, was wahrgenommen wird, nicht unbedingt etwas damit zu tun haben muss, was tatsächlich wahr ist.

Zusätzlich zu dieser Erkenntnis muss auch berücksichtigt werden, dass unsere Wahrnehmung der Umwelt, und auch von uns selbst, niemals die tatsächliche Gegenwart repräsentiert, selbst dann nicht, wenn es möglich wäre alle eingehenden Informationen dem Bewusstsein zugänglich zu machen. Zwischen den Ereignissen in der Welt, dem Eingang in die Sinnesorgane, und der bewussten Wahrnehmung, vergeht immer Zeit und sei sie auch noch so gering. Immer erhalten wir ein Abbild, niemals die tatsächlichen Gegenwart.

Betrachtet man das obige Bild, mit dem dieser Artikel beginnt, so sehen wir einen oberen Teil, den wir sogleich als zwei Figuren erkennen, die wir als symbolische Darstellungen (Strichmännchen) eines Mannes und einer Frau erkennen. Im unteren Bild dagegen herrscht das blanke Chaos vor. Wir sehen Linien, die in bestimmten Winkeln zueinander stehen und dazu zwei Kreise. In beiden Bildern ist die Information genau die gleiche, aber durch die spezielle Anordnung im oberen Teil des Schaubildes, ergeben sich für unser Gehirn zwei Figuren, die wir erkennen und benennen können.

Dies ist ein amüsantes Beispiel, aber die Auswirkungen im täglichen Leben sind enorm. Wir glauben etwas gesehen oder gehört zu haben, was mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Mit Wahrnehmung ist immer auch Täuschung verbunden. Man sollte sich immer fragen, ob man sich ganz sicher sein kann, oder ob man nicht einfach sieht, was man sehen möchte oder wozu man aufgrund vergangener Prägungen prädestiniert ist. In diesem Fall gibt uns die Welt keine wirklichen Informationen, sondern spiegelt nur unsere eigenen Gedanken wider. Wir glauben nur fälschlicherweise, dass die Welt so sei, wie wir sie sehen und vergessen, dass wir zuerst etwas hinein getan haben, das wir im Nachhinein herauslesen wollen. Wir interpretieren nach unserem Willen und nach nichts anderem. Doch meist sind wir uns dessen nicht bewusst, wir schwören Stein und Bein, nicht einer Täuschung zu unterliegen. Es geht hier auch nicht darum, dass jemand wissentlich falsche Informationen weitergibt, sondern dass jemand das sagt, was er allen Ernstes für richtig hält. Ein gutes Beispiel dafür sind Zeugenaussagen bei Verkehrsunfällen. Hat man fünf Zeugen, erhält man auch fünf verschiedene Aussagen, wobei jeder Zeuge von seiner eigenen Ehrlichkeit überzeugt ist und dazu auch jeden Eid zu schwören bereit wäre.

Wir können dem Ganzen nur dadurch entgegen wirken, dass wir uns der Fehlbarkeit bewusst sind und unsere eigenen Motive laufend hinterfragen. Können wir wirklich sicher sein, dass wir die Welt klar sehen können? Welche Motive veranlassen mich eine Sache so oder eben nicht so zu sehen? Philosophen haben schon vor langer Zeit erkannt, dass zwischen der Wahrnehmung und der Welt als Entität (man verzeihe mir den Gebrauch in diesem Zusammenhang) eine Kluft besteht. Die Frage war nicht, ob eine solche Kluft besteht, sondern wie groß sie sei. Daraus ergeben sich ewige Streitereien darüber, ob wir der Wirklichkeit sehr nahe kommen, oder ob wir mehr oder weniger wie Blinde durch ein Universum wandern, von dem wir im Grund nicht nur nichts wissen, sondern gar nicht in der Lage sind, überhaupt je etwas tatsächlich Existierendes zu erkennen. Doch das ist ein anderes Thema. Die Schulweisheit mag uns viele Dinge wahr machen wollen, doch wenn wir uns auf das Leben in seiner ganzen Breite einzulassen vermögen, dann erkennen wir, dass sie nicht den geringsten Teil der Wirklichkeit uns zu vermitteln vermag.
Hier noch die Auflösung des Rätsels von oben. Die meisten werden vergeblich versucht haben ein Dreieck aus vier Linien herzustellen. Dies ist freilich unmöglich und wer so denkt, kann das Rätsel auch nicht erfolgreich lösen. Beachtet man aber die gegebene Anweisung genauer, so sieht man, dass keine Rede davon war ein Dreieck aus vier Linien zu konstruieren, sondern, dass ein Dreieck mit vier Linien zu zeichnen war. Unser Verstand hat hier ganz selbstverständlich ersteres angenommen. So gerät man sehr leicht in die Falle, in eine Sache etwas hinein zu interpretieren, was da überhaupt nicht gestanden hat.