Mittwoch, 24. Februar 2010

Erfüllung und die Anatomie der Persönlichkeit

In der letzen Woche stieß ich auf der Internet-Plattform Youtube.com im Zuge einiger Recherchen über „großartige Charaktere“, „reife Persönlichkeiten“ und „vollendeter Charaktere“, auf einen zweistündigen Videomitschnitt eines Seminars, das den Tetel „The Inner Game“ trug. In diesem Teil des mehrtätigen Seminars ging es darum, was sich im Inneren einer Persönlichkeit abspielt und was einen edlen und vollendeten Charakter ausmacht. Der Beitrag handelte zwar speziell von Dating-Situationen, doch sind die Lehren, die sich daraus ziehen lassen allgemein anwendbar, ungeachtet dessen, um welchen Bereich des Lebens es sich handelt. Die zentrale Person von der die Ideen und Konzepte stammten war ein amerikanischer Psychologe mit dem Namen „Dr. Paul Dobransky“. Seine Website hier aufgerufen werden.
Ich selbst beschäftige mich schon seit geraumer Zeit intensiv mit der menschlichen Persönlichkeit und habe mir im Laufe der Jahre unzählige Aufzeichnungen gemacht, über eigene Erfahrungen, theoretische Modelle, Spekulationen und vielem anderen mehr. Dabei ist mir stets aufgefallen, wie uneinheitlich die verschiedenen Anschauungen zu dem, was der Mensch eigentlich ist, sind. Tatsächlich kann die Wissenschaft uns keine Wahrheiten über irgendeine Sache liefern, ja sie ist nicht einmal in der Lage uns vernünftige Wahrscheinlichkeiten anzugeben. Die Wahrheit über das wahre Wesen des Menschen kann niemals Gegenstand der Wissenschaften, zumindest nicht nach den herkömmlichen Regeln, denen sie sich bisher noch unterworfen hat, sein. Um eben dieses wahre Wesen ausfindig machen zu können, muss man tiefer in die Dinge eindringen und durch direkte Schau in den Urgrund wahre Erkenntnis erlangen. Der weite Bereich, der sich damit beschäftig ist die Metaphysik, die jedoch anders als jener der Philosophie angeschlossene Teil über die Spekulation hinaus zu gehen weiß. Dies ist aber nicht das Thema dieses Artikels.
Um es kurz zu sagen: Das Konzept von Dr. Paul war der fehlende Puzzlestein, dessen ich noch bedurfte, um ein vollständiges Bild der Persönlichkeit, wie auch der gesamten Psychologie, zu bekommen. Damit habe ich ein Modell zur Hand aus dem heraus sich jedes Problem lösen lässt, denn die Anatomie der Persönlichkeit und eines Problems ist genau das gleiche. Wie sieht dieses Modell nun aus? Jede menschliche Persönlichkeit, wie auch jedes Problem das auch nur im Entferntesten denkbar wäre, besteht aus vier und zwar nur aus vier Teilen! Diese sind: 1.) Persönliche Grenzen, 2.) die Kraft Entscheidungen zu fällen, was auch unter freiem Willen bekannt ist, 3.) dem Intellekt und den Ideen und 4.) dem Management der emotionalen Energien. Damit sind alle Bereiche vollständig abgedeckt.
Ad. 1.: Die persönlichen Grenzen eines Menschen geben ihm eine Identität und grenzen ihn gegen die Außenwelt und insbesondere gegen andere Menschen ab. Sie haben eine ähnliche Funktion wie die Grenzen eines Staates. Sie bilden die erste Verteidigungslinie und Eindringlinge oder auch Besucher werden an dieser Grenze kontrolliert. Dass der Mensch jedoch vollständige Grenzen hat, ist ein Ideal, das in der Praxis nur sehr selten anzutreffen ist. Seine Grenzen zu kennen gibt einem Konturen und zeigt der Außenwelt wer man ist. Um die Grenzen klar errichten zu können, ist es wichtig, dass der Mensch seine Werte kennt, dass er weiß was ihm wichtig ist, welche Vorlieben und Abneigungen er hat. Grenzen ermöglichen es einem „Nein“ zu sagen. Menschen mit klaren Grenzen, die diese verteidigen gelten als „starke“ Charaktere, ungeachtet ob wir ihnen zustimmen oder nicht, denn andere Menschen können nicht in sie eindringen, es sei denn mit Erlaubnis und sie können dieses Recht auch jederzeit wieder verlieren. In einem Menschen mit klaren Grenzen kann ein anderer sich nicht festsetzen. Die meisten jedoch haben Löcher in ihren Grenzen und das sind die Angriffspunkte anderer. Hat jemand zum Beispiel keine Meinung zu einem bestimmten Thema, dann können andere sich seiner bemächtigen und ihn dazu zwingen oder sie dahingehend manipulieren sich ihrer Meinung anzuschließen, sich willfährig zu erweisen Ein gutes Beispiel hierzu ergibt sich etwa in Beziehungen. Wenn einer auf seine Traumfrau oder ihren Traummann stößt und ist die persönliche Grenze nach außen nicht klar gezogen oder wird als solche verteidigt, so hat der Traummann oder die Traumfrau die Macht über den anderen ihn dazu zu bringen, was dieser vielleicht gar nicht wollte. Aus Angst den anderen zu verlieren, sagt jemand dann eher „Ja“, obwohl es ihn im Grunde seines Herzens schmerzt und es nicht gut für ihn ist, da er seine Werte verletzt. Ideale, an denen man anhaftet sind Löcher in den eigenen Grenzen, über die andere oder eine Sache (z.B. politische Meinung, Weltanschauung etc.) Gewalt über einen gewinnen können.
Ad. 2.: Die Kraft Entscheidungen fällen zu können, ist der zweite Aspekt eines starken Charakters, auch bekannt unter dem freien Willen. Das wahre Wesen des Menschen ist ewig und besteht weiter, auch wenn der Körper längst gestorben, das heißt sich in der Welt aufgelöst hat, ist. Im menschlichen Speicherbewusstsein sind alle Samen vorhanden, welche davon kultiviert werden, obliegt der Entscheidung eines jeden einzelnen. Der freie Wille des Menschen entspringt seinem wahren Wesen und überdauert als solcher alle Zeiten. Es ist wichtig dies festzuhalten, nämlich, dass der Mensch wahrhaftig über einen freien Willen verfügt und dieser sich nicht aus seinen eigenen Genen oder gar einer körperlichen Tätigkeit ableitet. Es ist deshalb auch Unsinn davon auszugehen, dass der Wille ein Ergebnis der Hirntätigkeit sei (Materie sei Ursache des Geistes), wäre dem so, könnte nie von einem freien Willen, zumindest im absoluten Sinne gesprochen werden, da dieser dann von den Genen und den Prägungen in diesem Leben (vor allem Erziehung, Milieu etc.) abhängig wäre. In Wahrheit ist der Geist immer Ursache der Materie und niemals dessen Wirkung. Materie jedoch ist niemals eine Ursache für irgendeine Sache, nicht einmal für Materie selbst. Auch dazu ist der Geist als Schöpfer notwenig (etwas, das den Darwinisten inzwischen auch schon bekannt sein sollte, zugeben wollen sie es allerdings bislang noch nicht). Wer nicht das Gefühl hat einen freien Willen zu haben, fühlt sich gefangen, eingeengt, von anderen oder irgendwelchen Mächten beherrscht, sei es Gott, das Schicksal oder von der Vorsehung, wie immer man die Sache auch nennen möchte. Um zu erkennen, dass man über einen freien Willen verfügt, ist es vor allem wichtig achtsam zu sein, seine Bewusstheit zu trainieren. Dies geschieht dadurch, dass man versucht so oft als möglich im Hier und Jetzt zu leben, nur dann ist der Mensch wirklich lebendig. Denken wir an die Vergangenheit oder an die Zukunft, dann befinden wir uns größtenteils auf Autopilot umgestellt. Das einfachste Mittel, um zu erkennen, dass in unserem Leben etwas falsch läuft, muss man nur auf seine Gefühle achten. Ist der Geist nicht durch bewusstseinsbeeinträchtigende Mittel (Alkohol, Drogen, Schokolade, Fernsehen etc.) betäubt, dann sagen einem die Gefühle ganz genau, dass etwas nicht stimmt. Das ist unter anderem der Sinn unserer Gefühle, als Warnblinklampen auf dem Armaturenbrett des Lebens zu dienen. Fühlen wir uns gut, ist das, wie wenn alle Lampen auf grün stehen, fühlen wir uns schlecht, so leuchtet eine oder mehrere Lampen rot auf: Achtung! Wenn wir uns in einer Entscheidungssituation befinden haben wir zuerst die Wahl ob wir eine Entscheidung treffen wollen oder nicht. Entscheiden wir uns nicht, so nimmt unsere Lebensqualität in jedem Fall ab. Treffen wir eine Entscheidung, nimmt diese in jedem Fall zu. Eine Entscheidung kann entweder konstruktiv oder destruktiv sein, aber mit Sicherheit steigt die Qualität des Lebens dadurch. Es gibt also niemals einen vernünftigen Grund keine Entscheidung zu treffen!
Ad. 3.: Der dritte Aspekt ist der Intellekt und die Ideen. Hierher gehört auch die Kreativität, die Fähigkeit spontan Neues hervorzubringen, schöpferisch tätig zu sein. Wenn wir über ausreichend Kenntnisse und/oder Erfahrung verfügen eine Sache im Leben zu bewältigen, dann fühlen wir uns stark und gut. Lernen ist deshalb ein wesentlicher Aspekt einer reifen Persönlichkeit, vor allem die Fähigkeit effektiv lernen zu können ist dabei essentiell. Heutzutage wird in diesem Bereich zu viel Wert auf das Wissen alleine gelegt und zu wenig auf Erfahrung und wahre Erkenntnis der Dinge. Nur, wenn man eine Sache persönlich erfahren hat, beherrscht man sie wirklich, was nur aus Büchern gelernt wurde, ist totes Wissen im Kopf, reine Theorie, die einem nicht die Sicherheit vermittelt, die nur persönliche Erfahrung einem geben kann.
Ad. 4.: Der vierte Punkt hier ist endlich das Management der emotionalen Energie. Eine reife Persönlichkeit erkennt die starke Energie, die hinter Gefühlen steckt und weiß sie zu kanalisieren, um produktiv tätig sein zu können. Dies ist zweifelsohne leichter bei positiven Energien, die ohnehin auf das Leben und das Konstruktive ausgerichtet sind. Probleme bereiten hier die negativen Gefühle, die einen sabotieren und, wenn sie nicht umgeleitet werden, einem selbst und anderen großen Schaden zufügen können. Zur wahren Meisterschaft gehört es sein beobachtendes Selbst zu kultivieren, um im entscheidenden Moment eingreifen zu können (meist hat man dazu nur etwas zwei oder drei Sekunden Zeit), um die negative Energie umzugestalten. Stehe zu alle, gibt aber keiner Sache nach. Jesus spricht im Neuen Testament davon, dass man dem Bösen nicht widerstehen solle. Das hat nichts mit Nachgiebigkeit zu tun, sondern bedeutet, dass das Negative als solches erkannt und akzeptiert werden muss. Weiters „umarmt“ man diese Energie, so wie ein Vater oder eine Mutter ein weinendes Kind umarmen würde, um zu erkennen, was ihm fehlt und um es zu trösten. Durch die Umarmung wird man befähigt tief in den Schmerz oder Verlust hinein zu schauen, man spricht hier auch davon „das Leid zu berühren und zu transformieren“. Hat man die Botschaft verstanden, kann man sie gehen lassen und die Energie, die freigesetzt wurde gehört nun einem und man kann sie für seine Projekte zu seinem Vorteil nutzen. Ansonsten hätte uns die Energie möglicherweise großen Schaden zugefügt. Das wichtigste Werkzeug bei der Schaffung eines edlen Charakter ist die Achtsamkeit, sie ermöglicht uns immer weniger unbewusst zu handeln (wer böse handelt, handelt immer unbewusst, keine böse Tat im Leben wird je mit vollem Bewusstsein ausgeführt, immer fehlt das beobachtende Selbst), unser Leben tiefer zu verstehen und zu ergründen, was unsere Mission im Leben ist. Daraus erwächst auch die genaue Kenntnis der eigenen Werte und Ziele, was wiederum den Charakter stärkt und der Umwelt deutlich entgegen tritt.
Wie oben bereits erwähnt treffen wir diese vier Aspekte auch bei der Anatomie jedes Problems wieder an. Ein Problem ist etwas, das an uns herantritt und unser Gleichgewicht zu stören vermag, wenn wir nicht damit umgehen können. Problemlösung kann also auch als Wiederherstellung unseres natürlichen Gleichgewichtes verstanden werden. Eine Möglichkeit, die einem Problem zugrunde liegen kann ist Stress. Stress entsteht oft durch Löcher in den persönlichen Grenzen, insbesondere dann, wenn ein Mensch getrieben ist, weil er nicht „Nein“ sagen kann und es jedem Recht machen möchte. Stress wiederum ist immer entweder auf einen Schmerz oder einen Verlust zurückzuführen, das gilt für jeden Stress, den wir je erlebt haben oder je erleben könnten. Und hier sind wir wieder beim Management von emotionaler Energie. Die Ursache eines Problems kann aber auch in Fehlschlägen und Zurückweisungen liegen. Dies wiederum ist entweder auf einen Mangel an Kenntnissen (Bildung, Ausbildung, Wissen) oder einen Mangel an Erfahrung zurückzuführen. Hier sehen wir den dritten Aspekt des Charakters einer Person wieder: Intellekt und Ideen. Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass ein Problem darauf zurückzuführen ist, dass wir uns gefangen oder eingeengt fühlen. Die Ursachen dafür sind entweder ein Mangel an Bewusstheit oder einen Mangel an Intuition, womit wir beim Aspekt der Entscheidungskraft/Freier Wille wären. Alle vier Bereiche erkennen wir also auch hier wieder bei den Problemen.
Nun abschließend noch zu einem ganz wichtigen Thema: Der Erfüllung. Lange Zeit hielt ich Glück für das ultimative Ziel im Leben. Niemand trifft eine Entscheidung oder vollführt eine Handlung ohne dabei davon auszugehen, dass es ihn glücklich oder zumindest glücklicher machen würde. Dass der Mensch sich dabei oft kräftig irrt, sieht man ja an den vielen Fehlschlägen, die genau das Gegenteil, nämlich Leid, herbeiführen. Immer aber gilt, dass die Person subjektiv im Zeitpunkt des Handelns das Beste gegeben hat, das Beste wozu sie aufgrund ihres gegenwärtigen Bewusstseinsstandes in der Lage war. Aus bitteren Samen entstehen niemals süße Früchte und doch verhalten sich beinahe alle Menschen so. Es ist eine Geistestrübung, an der die ganze Menschheit leidet, auch Staaten und Regierungen sind davon betroffen. Als Ganzes hat die Menschheit seit Jahrhunderten einen starken Niedergang durchgemacht, was insbesondere an der starken Anhaftung an der Materie zu sehen ist und der Verneinung oder zumindest Geringschätzung des Geistigen. Nichtsdestotrotz gab und gibt es stets einzelne, die dem negativen Massenbewusstsein entkommen und eine Klarheit des Geistes erwerben, die dem durchschnittlichen Menschen völlig unbekannt ist.
Niemals kann aus dem Leid, das jemandem zugefügt wird etwas Gutes für irgendjemanden entstehen, und doch baut unsere Gesellschaft in vielen Bereichen darauf auf, dass Menschen Leid zugefügt werden darf und man nennt dies dann selbstherrlich Gerechtigkeit. Ein vollendeter Charakter ist auch immer ein Charakter, der nicht dem Gewöhnlichen, dem Massenbewusstsein entspricht. Ein solch edler Charakter ist frei von der Welt und den Menschen, ohne den Menschen feindlich gesinnt zu sein. So kann einer „in“ der Welt sein, ohne „von“ der Welt zu sein.
Nun zurück zum Glück. Ich habe das Glück zwar als Urmotivation nicht verworfen, doch habe ich es mit zwei weiteren Faktoren zu einem noch umfangreicheren Begriff vereint. Diese sind: Freiheit und Erfolg. Erfüllung tritt ein, wenn alle drei Faktoren, also Glück, Freiheit und Erfolg zusammentreffen. Glück bedeutete einfach ein hohes Selbstwertgefühl zu haben. Wer sich selbst hoch schätzt und wahre Selbstliebe empfindet, der ist glücklich. Freiheit, bedeutet die Wahl zu haben, Entscheidungen treffen zu können. Erfolg bedeutet ein Ziel erreicht zu haben. Alle drei können für sich auch alleine stehen. So mag jemand ein Ziel erreichen aber keine Glück dabei empfinden, ebenso, wie jemand frei sein kann, aber erfolglos bleibt. Auch kann ein erfolgloser und unfreier Mensch trotzdem glücklich sein. Aber nur, wenn alle drei zusammen treffen ergibt sich das, was man als „Spitzenerlebnisse“ („peak moments“) kennt. Jeder hat in seinem Leben derartige Momente erlebt, in der Regel sind sie jedoch recht selten. Auf das ganze Leben umgemünzt, sind solche einzelnen Momente relativ unbedeutend. Die Qualität des Lebens wird durch ein Grundlevel bestimmt, dass bei den meisten Menschen erstaunlich konstant bleibt, über das ganze Leben hinweg. Die negativen Erlebnisse, wie etwa der Tod eines lieben Menschen, mögen zwar kurzfristig das Empfinden nach unten drücken, doch langfristig sind sie nicht von Bedeutung. Das gleiche gilt auch für Glückserlebnisse, wie sie Menschen etwa empfinden, wenn sie im Lotto gewonnen haben. Aber auch solche Menschen kehren bald wieder zu ihrem seelischen Grundniveau zurück, wie einige Untersuchung solcher Leute zeigen. Psychologen wissen, dass Optimismus bzw. Pessimismus ebenso wie Introvertiertheit oder Extrovertiertheit zu den stabilsten Faktoren der Persönlichkeit gehören. In dem meisten Fällen werden sie für gegeben erachtet und kaum einer denkt ernsthaft daran an ihnen zu arbeiten. Und doch ist auch dies möglich! Wie ich weiter oben bereits erwähnt habe, liegen im menschlichen Speicherbewusstsein alle Samen (Charaktereigenschaften) bereit. Durch den freien Willen entscheiden wir, welchen davon wir Nahrung zukommen lassen. Um es ganz deutlich zu sagen: Jeder Mensch hat das Potenzial alle Charaktereigenschaften aufzuweisen, jeder kann ein Teufel wie Hitler, Stalin oder Mao sein aber jeder ist auch dazu befähigt wie die Heiligen zu sein. Die Änderung kann jeder in jede Richtung vornehmen und zwar in jedem Alter. Das ist zwar nicht die Ansicht der Welt, aber es ist die Wahrheit. Wer sich selbst tief erforscht, weiß, dass ich die Wahrheit sage. Mögen alle Menschen einen edlen Charakter entwickeln!

Zitate I

„Charakter ist Schicksal.“
- Siegmund Freud -

„Des Menschen Charakter ist sein Schicksal.“
- Heraklit -

„Wenn Ich, Ich bin, damit Du, Du bist und Du, Du bist, damit Ich, Ich bin, dann bist Du nicht Du und Ich nicht Ich.“
- unbekannter Rabbi -

„Flectimur non fragnimur“
- Kardinal Colonna, 13. Jahrhundert -


„Es gibt alle Arten von Liebe auf der Welt, aber niemals die gleiche Liebe zweimal.“
- Francis. S. Fitzgerald in „Das Vernünftige“

„Es gibt drei Sorten von Lügen: Lügen, gemeine Lügen und Statistiken.“
- Mark Twain -

„Die Menschen sind auf ewig unglücklich, weil sie ständig von schadenfroher, misslauniger Scheelsucht verfolgt werden.“
- Hesiod -

„Im Klagen hat ein Philosoph entdeckt, liegt tiefe Lust versteckt. Wir sollen nie ein Leid bereuen, da wir uns der Klage doch erfreuen.“
- Rosaura in „Das Leben ist ein Traum“ von Pedro Calderón de la Barca –

Sonntag, 21. Februar 2010

Was ist Ihr Symbol?

Symbole sind mächtige Zeichen! Mächtig deshalb, weil sie direkt auf etwas hinweisen, wofür es oft vieler Worte bedürfte, sofern es überhaupt im Bereich des Möglichen liegt, mit Worten (ebenso Symbole) den Gehalt einer bestimmten Sache auszudrücken. Die Wahrnehmung eines Symbols vermag mannigfaltige Assoziationen in uns auszulösen, Gedanken, Vorstellungen, Ideen und nicht zuletzt Emotionen sprudeln unaufhaltsam aus den Tiefen des Geistes ins Bewusstsein empor. Zurecht hieß es bei den alten Chinesen, dass ein Bild mehr als tausend Worte aussage.
Der Terminus „Symbol“ stammt aus dem Griechischen und bedeute so viel wie „etwas, das zusammengefügt ist“. Es weist auf etwas hin, das aber nicht notwendigerweise gegenwärtig sein muss. Ursprünglich wurden Symbole dazu verwendet sich gegenseitig wieder zu erkennen. Ein Symbol sollte einst sicherstellen, dass man es mit der rechten Person zu tun hat. Das Griechische „sýmbolon“ hat also bereits etwa mit der Identität dessen, der es trägt zu tun. Es ist ein nach außen hin getragenes oder zumindest zuweilen vorgezeigtes Zeichen, das einen in der Gesellschaft und vor anderen ausweist. Genau in diesem Sinne möchte ich auch hier in diesem Text den Begriff „Symbol“ verstanden wissen. Mit der Geschichte von Symbolen und deren mannigfaltigem Vorkommen in diversen Bereichen des Lebens, wie Politik, Kunst, Wissenschaft, Kultur, Sport und vielen anderen mehr, beschäftigt sich eine reichhaltige Literatur. Ganze Bibliotheken oder auch Wissenschaftszweige (siehe hierzu die Heraldik) beschäftigen sich ausgiebig mit den Symbolen.
Zurück aber zur Eingangsfrage, die den Titel dieses Textes darstellt: Was ist Ihr Symbol? Haben Sie sich jemals damit beschäftigt wie Sie in der Öffentlichkeit auftreten und wie andere Menschen Sie wahrnehmen? Zuweilen mag es hier eine recht große Diskrepanz geben und ohne einen wachen und gegenwärtigen Geist, mag einem diesbezüglich vieles entgehen. Woran erkennt man Sie? An Ihrer Kleidung? Haben Sie einen ganz bestimmten Stil, der nur für Sie typisch ist, der unabhängig von Mode und Meinung anderen existiert? Wie sieht es mit Ihrer Sprache aus? Haben Sie einen Akzent oder bestimmte Redewendungen, die Sie immer wieder verwenden und kultivieren? Um es auf den Punkt zu bringen: Was ist typisch für Sie? Woran erkennt man Sie? Was macht Sie einzigartig? Wodurch unterscheiden Sie sich von jedem anderen Menschen? Das sind die Fragen, die man sich zu stellen hat, bevor man sich ein Symbol wählt. Dieses sollte eines sein, das mit der Geisteshaltung, mit dem eigenen Wesen, nicht nur verwoben ist, sondern aus den tiefsten Schichten Ihrer Seele stammt und nicht durch irgendwelche anderen Menschen oder Umstände ins Wanken gebracht werden kann.
Es ist wichtig sich selbst wirklich genau zu kennen, sich unangenehmen Fragen über sich selbst zu stellen, um zu diesen tiefsten Schichten des eigenen Selbst vorzudringen. Bei den Naturvölkern gibt es für die jungen Männer, und oft auch für die jungen Frauen, so genannte Initiationsriten. Dabei müssen die „Kinder“, wie sie vor dem Ritual genannte werden, oft schwere Prüfungen absolvieren, ihren Mut und ihre Verbundenheit mit der Gruppe beweisen, bis sie in die Gemeinschaft der Erwachsenen aufgenommen werden. Diese Prüfungen können so gefährlich sein, dass regelmäßig der eine oder andere Kandidat sie nicht überlebt. Aber das ist Teil des Rituals, denn es handelt sich dabei nicht um ein Spiel, sondern um tödlichen Ernst. Bei den Massai Ostafrikas etwa, muss ein Junge mit seinem Speer einen Löwen töten. Kein Junge, der diese Heldentat nicht vollbracht hat, wird als reifer erwachsener Massai angesehen; diese Ehre bleibt ihm versagt und er bleibt weiterhin ein Junge. Oft bekommt der junge Mann danach seinen „richtigen“ Namen. Früher war er einfach ein Junge, erst jetzt als Mann, hat er das Recht einen Namen zu tragen. Wir kennen das von den Indianern Nordamerikas (Weißer Bär, Sitting Bull, Crazy Horse etc.).
Unserer Gesellschaft gehen Initiationsriten völlig ab (abgesehen von manchen kläglichen Versuchen wie Saufgelage, die alle in die falsche Richtung sich entwickelt haben und mit einem echten Reiferitual nichts zu tun haben). So leben wir denn auch in einer Kindergesellschaft: Jungs werden nicht zu Männern und Mädchen werden nicht mehr zu Frauen. Alles was wir haben, ist eine Gesellschaft, in der es nur Opfer gibt (das sicherste Zeichen für einen unreifen Menschen), Verantwortung und Disziplin sind selten geworden. An allen Ecken und Enden erkennt man kindliches Verhalten bei Leuten, die eigentlich erwachsen sein sollten. Von wahrer reifer Männlichkeit, beziehungsweise Weiblichkeit, sind wir viel zu weit entfernt. Die Vorstellungen, die darüber herrschen ,sind viel zu verwässert, allzu oft nichts anderes als Kunstprodukte von Film, Fernsehen, Politik, „Politischer Korrektheit“ (eine moderne Art der Manipulation und eine Lüge) und allen möglichen gesellschaftlichen Gruppen, die nichts anderes anstreben, als den Menschen zu sagen, wer sie sind.
Erst, wenn der einzelne Mann und die einzelne Frau für sich selbst ihre Männlichkeit, bzw. Weiblichkeit erkannt haben, dann sind sie frei ein Leben in der Welt, aber nicht von der Welt zu führen, dann sind sie frei von den anderen, ohne gegen diese zu sein. Ist dieses Stadium erreicht, dann kann auch jeder sich seinen „wahren“ Namen geben und in einem Symbol ausdrücken. Dann ist es keine Mode, keine Spiel mehr, sondern ein Zeichen echter Erkenntnis seiner selbst und dessen Demonstration in der Welt. Was also ist Ihr Zeichen?!