Montag, 30. November 2009

Wir und die anderen

Der japanische Prinz Shôtoku schrieb zu Beginn des 7. Jahrhunderts:

„Was du für richtig hältst, halte ich für falsch. Was ich für richtig halte, hältst du für falsch. Sind wir nicht beide sehr gewöhnliche Menschen?“
Der indische Premierminister Jawaharlal Nehru nannte ihn den weisesten Herrscher, nebst dem altindischen Philosophenkaiser Ashoka, der je gelebt habe. Ich stimme dem zu, füge jedoch als westlicher Mensch noch hinzu, dass sich wohl auch der römische Kaiser Marc Aurel in dieser Reihe finden darf und nicht nur er.
Wir leben in einer Welt des Dualismus. Es gibt kein Weiß und kein Schwarz ohne das andere und doch hat sich die Menschheit darauf verengt einen Kampf Weiß gegen Schwarz anzunehmen und natürlich möchte jeder, dass Weiß gewinnt, vor allem deshalb, weil man sich selbst dieser Gruppe zugehörig fühlt. Doch verstehen die Menschen nicht, dass die Gegensätze nur scheinbar existieren und ihrem Ursprung nach eins sind. Die Dinge an sich sind völlig neutral, nur das Denken, das heißt in diesem Falle die geistige Position, die man in Bezug auf eine bestimmte Sache oder Person einnimmt, macht sie zu etwas Gutem oder Schlechtem. Nur vergessen wird einmal das eben gesagte und nehmen an dass Gut und Böse in diesem Universum an sich existierten.
Wer hat nun Recht? Ich sage eine Sache ist so und ein andere sage die Sache sein anders? Oft jedoch stell sich heraus, dass wir beide Recht haben, es kommt eben nur auf den Standpunkt an. Doch sind wir so erzogen worden, dass Recht und Unrecht, Richtig und Falsch an sich existierten. So kommt es dass die Menschen sich berechtigt fühlen den anderen umzuerziehen oder wenn nötig zu bekämpfen, auch mit Waffengewalt, wenn gar nichts mehr nützt. So setzt sich in der Welt derjenige durch, der am unsensibelsten, am gröbsten vorgeht, als ob damit die Wahrheit ihren endgültigen Ausdruck fände.
Die Einheit, von der ich oben sprach ist dieses Allsein, dieses Einsseins aller Dinge. Ich werde noch im Monate Dezember ausführlich darüber schreiben. Hier sei nur soviel gesagt: Unsere Gesellschaft kennt kaum mehr Tabus, vor allem die Sexualität, das große Tabu der Vergangenheit, ist aus seiner Dunkelheit ans Licht gezogen worden und wird nun zu einer schalen Oberflächlichkeit, aber Tabu kann man sie nicht mehr nennen, außer für verstockte konservative Menschen, die in unserer Welt ohnehin nichts mehr zu sagen haben und sich bald die Radieschen von unten ansehen werden. Nein, das große Tabu ist auch nicht der Tod und das Sterben, wenn auch zugegeben werden muss, dass wir damit den grundlegenden Dingen bereits weitaus näher gerückt sind. Nein, das große Tabu unserer Gesellschaft ist die Erkenntnis dessen, was wir wirklich sind. Dann erübrigt sich auch die Frage „Woher komme ich?“, „Wohin gehe ich?“, die allesamt Ableitungen von der eigentlichen Frage sind, wer wird wirklich sind. Wir sind eins mit allen Dingen, derjenigen, den wir als Gott kennen, ist auch in uns selbst vorhanden. Zwischen Mensch und Gott besteht eine Einheit, doch darf nicht vergessen werden, dass der Mensch sündhaft geworden ist und diese Einheit aus sich selbst heraus nicht wieder herstellen kann. Dazu bedarf es die Gnade dessen, der uns geschaffen hat.
Doch darüber mehr in einem anderen, viel ausführlicheren Beitrag, den ich noch vor Weihnachten hier auf dieser Seite veröffentlichen werde.