Mittwoch, 30. Juni 2010

Ein pragmatischer Zugang zum Glauben

Es ist interessant zu beobachten, wie unterschiedlich doch oft der Zugang zum Glauben der einzelnen Menschen ist. Was auf Individuen zutrifft, kann man ebenso in Bezug auf ganze Nationen beobachten. So unterscheiden sich die Diskussionen und Ansichten der Amerikaner nicht selten ganz erheblich von jenen in Europa. Die Europäer sind Menschen, die denken wollen, und zwar so lange denken, bis sie glauben einen perfekten Plan zu haben, um erst dann zur Tat zu schreiten. Folglich aber möchte man einen Volltreffer landen, schließlich hat man ja so viel Zeit und Energie darauf aufgewendet eine Strategie auszuarbeiten. In Wahrheit steckt dahinter aber die große Angst zu versagen, etwas, das den europäischen Kontinent schon lange im Griff hat. Und tatsächlich ist Europa erheblich ins Hintertreffen geraden durch seine „Denksucht“, durch das permanente Intellektualisieren, das Beraten. Fakt in nämlich, dass sich die Welt nicht im Geringsten darum kümmert, was der Mensch von ihr denkt und sie lässt sich kein geistiges Bild aufzwingen. Große Generäle der Geschichte haben sich dann auch tatsächlich dadurch ausgezeichnet, dass sie alle Pläne und Strategien, die auf dem Reißbrett entstanden waren, und so gut aussahen, verwarfen und im Moment der Schlacht richtig agierten. Napoleon ist ein beredetes Beispiel dafür. Keiner kannte das Schlachtfeld besser als er, keiner hatte ausgefeilter Pläne entwickelt als er, und doch konnte er alles ändern, wenn die reale Situation vor Ort es so verlangte.

Was nun die Frage des Glaubens betrifft, so trifft man in Europa recht wenig davon an, zumindest, was den wahren Glauben betrifft; denn Glauben heißt zu sehen, was nicht da ist und zu erwarten, was man nicht erklären kann. Ja gerade hier ist die große Herausforderung des Glaubens: Das Erwarten einer Sache, die man (noch) nicht sieht und die man sich auch überhaupt nicht vorstellen kann (der Verstand kann keine Lösung liefern). In Europa trifft man aber oft die Ansicht an: „Ich glaube es, wenn ich es sehe“. Das ist natürlich überhaupt kein Glaube. Man unterstellt damit, dass die Wirklichkeit sich den Sinnen und dem Verstand unterzuordnen hat. Es ist leicht ersichtlich, dass dadurch nur der kleinste Teil der Wirklichkeit erkannt werden kann. Zu Glauben heißt ja, seinen Geist zu öffnen für die Unbegreifliche. Gerade der moderne Mensch, der keine Fesseln tragen möchte, trägt noch immer die Fesseln des Verstandes und der Sinneswelt. Unter dieser Einschränkung leidet vor allem der europäische Mensch.

In Amerika hingegen, ist es etwas anders. Die amerikanische Kultur ist von jeher offener den Dingen gegenüber, auch was das Übersinnliche betrifft. Zudem ist für Amerikaner nicht so sehr das Rechthaben im philosophischen Sinne wichtig, sondern das Funktionieren einer Sache. So stellt der Amerikaner auch viel eher die Frage: „Was bringt mir das?“, als der Europäer, der die Frage stellt: „Ist es wahr?“. So erzählte mir einmal ein Bekannter aus Arizona: „Ihr Europäer seid richtige Hirnwichser, ihr verheddert euch in Grabenkämpfen und bedenkt nicht das große Ganze. Sieh her! Es ist doch so: Wenn ich sterbe und ich habe nicht geglaubt, und wenn die Bibel wahr ist, dann habe ich ein großes Problem und es ist dann nicht mehr lösbar. Doch wenn es nicht wahr ist, und ich sterbe, dann habe ich ja auch nichts verloren. Beim Glauben kann ich also alles gewinnen, aber nichts verlieren. Es ist einfach dumm nicht zu glauben!“ Solch einen Ansatz habe ich in Europa noch nie gesehen, aber ich muss gestehen er ist sehr erfrischend, ganz anders als die erdrückende Schwere der europäischen Geisteshaltungen.

Glaubt man also an die Bibel und lebt danach, dann muss man zugeben, dass man dadurch ein ethisch-moralisch hochwertiges Leben führt, man behält ein reines Gewissen, es entstehen keine Selbstzweifel und –vorwürfe. Lebt man wirklich nach der Bibel, dann weiß man wie im Leben zu entscheiden ist, man hat einen klaren Katalog an Werten und handelt nicht egoistisch, da man sein Leben einem höheren Zweck unterstellt. Die Gemeinschaft gedeiht besser, die Menschen sorgen füreinander, Not und Elend haben ein Ende und vor allem, das ist das Wichtigste: Die ganzen psychischen Probleme des Menschen haben ein Ende. Ich bin davon überzeugt, dass ein Leben nach der Bibel zur Beseitigung sämtlicher Neurosen, Persönlichkeitsstörung und sogar Psychosen führt. Die großen Fragen des Lebens: „Woher komme ich?“, „Wohin gehe ich?“ und „Was ist der Sinn meines Leben?“ werden beantwortet. Man erkennt dann auch welch spannendes Werk die Bibel ist und ganz allgemein nimmt die Qualität des Lebens zu. Das ergibt sich einerseits, wenn man sich überlegt, was mit einem Leben geschieht, das nach diesen Prinzipien geführt wird. Andererseits kann man auch das Leben von Menschen beobachten, die danach bereits leben. Dabei sollte man allerdings vorsichtig sein, denn es gibt Menschen, die anstatt frei zu werden, sich knechten und einem besonders strengen Regime unterwerfen. Das rechte Leben ist auch im Christentum eines des rechten Maßes. Es geht weder um überschwängliche Sinnesbefriedigung, aber auch nicht um beinharte Askese. Die menschliche Seele braucht das rechte Maß an Stimulation. Gibt es keine Kraft, die auf sie wirkt, wird der Mensch träge und sein Leben verfällt in Sinnlosigkeit. Ist der Druck auf die Seele zu groß, dann droht entweder die Verhärtung oder das Zerreißen der Seele. Nur das rechte Maß lässt sie aufblühen und gedeihen. Ich glaube die Gestalt, die diesem Leben, an das ich denke, am nächsten kommt, ist jenes des Königs David. Er war äußerst erfolgreich, reich und von den Menschen geliebt und sein Name überstrahlt die Jahrtausende.

Auf einen wichtigen Unterschied möchte ich noch hinweisen. Viele verwechseln Glauben mit Religion. Den Glauben habe ich oben bereits definiert. Religion ist das von Menschen geschaffene Werk, die Institution. Dabei bilden sich notwendigerweise Traditionen heraus, die leider in vielen Fällen wie Glaubensdogmen behandelt werden. Aber das ist nicht das, was Jesus uns aufträgt. Für den Christen gilt, dass wahre Christusnachfolge bedeutet, dem Herrn sein Leben anzuvertrauen und in seinem Wort zu bleiben (in der Bibel). Insofern soll man seinen Autoritäten in der Kirche auch folgen. Doch dort, wo der Priester oder Pastor dem Wort Gottes nicht mehr folgt, dort ist nicht mehr zu folgen. So gibt es auch ein Beispiel bei Paulus. Dort heißt es die Frau folge dem Mann, wie dieser Christus folgt. Das heißt aber nicht, dass die Frau dem Mann einfach folgen soll, es ist keine Herrschaft des Mannes per se, aus ihm selbst heraus. Das ließe sich auch nicht mit der Gleichheit der Geschlechter vereinbaren, die eindeutig Jesu Lehre ist. Nein, nur insofern soll die Frau dem Mann folgen, als er dem Herrn folgt. Das heißt aber auch, dass gerade die Frau auf das spirituelle Leben des Mannes achten soll und ihn auch klar darauf hinweisen soll, wenn er abfällt und in so einem Fall ihm auch die Gefolgschaft verweigern kann. Das ist alles andere als eine schwache Position der Frau. Das gleiche gilt für den Gläubigen im Verhältnis zu seinem Priester/Pastor.

Am Ende soll noch gesagt werden, dass der Glaube keine Bedrückung, sondern eine Befeiung ist. Wenn der Glaube einen niederdrückt, dann ist es kein wahrer Glaube. Ich möchte die rechte Einstellung „ernsthafte Leichtigkeit im Glauben“ nennen, denn ich denke damit ist am Besten ausgedrückt, worum es geht. Und noch etwas: Nicht alle Fragen sind solche auf Leben und Tod, nicht jedes Detail entscheidet über Himmel und Hölle, denn Gott sieht auf das Herz und nicht auf die Tat an sich, oder die (materiellen) Umstände.

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