Mittwoch, 2. Juni 2010

Teresa von Avila (1515 – 1582)

Unter den christlichen Heiligen nimmt Teresa von Avila eine ganz besondere Stellung ein. Neben Katharina von Siena gehört sie zu den bekanntesten Mystikerinnen. Es verwundert deshalb nicht, dass sie eine innige Freundschaft mit dem Mystiker Johannes vom Kreuz (1542 – 1591) verband – sie war es, die sogleich das mystische Potenzial in ihm entdeckte, während er von der Welt und von seinen Mitbrüdern missachtet und geächtet wurde. Teresa ist die erste Frau, die ich in meiner Biographie-Reihe vorstellen möchte. Sie soll und wird aber mit Sicherheit nicht die einzige bleiben.

Geboren wurde Teresa am 28. März 1515 in Avila als Tochter adeliger Eltern. Schon früh war sie von Heiligenlegenden und Heldengeschichten fasziniert, so dass sie bereits im Alter von sieben Jahren mit ihrem Bruder Rodrigo von zu Hause ausriss, um gegen die ungläubigen Mauren zu kämpfen und wenn nötig den Märtyrertod zu sterben. Bald wurde sie von Augustinerinnen erzogen. Doch ihre schwache Gesundheit, die ihr zeitlebens Schwierigkeiten bereitete, musste sie die Klosterschule wieder verlassen.

1535 trat sie als Novizin bei den Karmeliterinnen in Avila ein und legte im darauf folgenden Jahr ihr Gelübde ab. Bald aber bemerkte sie die teilweise starke Verweltlichung des Klosterlebens und hatte im Jahr 1553 ihre erste Vision. Teresa wurde immer mehr „vergeistig“, gab sich mit immer größerer Inbrunst Jesus hin, und entsagte immer mehr dem, was noch weltlich war am Klosterleben. Von heißem Temperament waren ihr die Regeln ihres Ordens viel zu lasch und nicht weitgehend genug. So machte sie es sich bald zur Aufgabe den Karmeliterinnen strengere Regeln zu geben, das heißt es war nicht die Aufgabe, die sie sich selbst gewählt hatte, sondern die Gott von ihr verlangte, wie es ihr in ihren Visionen aufgetragen wurde. Bei diesem Vorhaben schlug ihr gewaltiger Widerstand, sowohl von kirchlicher als auch von weltlicher Seite, entgegen. Endlich konnte sie 1562 ihre erste kleine Schwesterngemeinde der reformierten Karmeliterinnen in Avila einrichten. Äußeres Zeichen der reformierten Karmeliterinnen war, dass sie barfuss gingen. Deshalb hießen sie auch die „unbeschuhten Karmeliterinnen“, im Gegensatz zu den „alten“ Schwestern, die nun als die „beschuhten Karmeliterinnen“ (sie trugen Sandalen) galten. 1580 wurde diese Trennung endgültig vollzogen und anerkannt. Von großer Bedeutung war die Begegnung mit Johannes vom Kreuz, dem bedeutendsten spanischen Mystiker, der ihr erster Schüler wurde. Teresa gründete während ihres langen Lebens (nach Maßstäben des 16. Jahrhunderts) sechzehn Konvente und vierzehn Klöster.

Teresa zeichnete sich durch ein außergewöhnliches literarisches Talent und einen robusten Charakter aus. Ihr „El libro de su vida“ (Buch ihres Lebens) erschien erst nach ihrem Tod 1588, und enthält ähnlich wie die „Confessiones“ des Heiligen Aurelius Augustinus eine „Lebensbeichte“. Viele Schriften Teresas sind autobiographischer Natur. Darüber hinaus schuf sie einige Werke über die Reformation ihres Ordens. Das bedeutendste mystische Werke, das zu den schönsten der spanischen Mystik gehört, ist das 1577 geschriebene „Castillo interior o las siete morades“ (Die Innere Festung oder die Sieben Stationen). Es beschreibt in poetischer Schönheit ihre Kontemplationen und ihr inniges, persönliches Verhältnis zu Gott. Für Teresa war Gott „Seine Majestät“ und sie war der Meinung in der Verehrung Gottes gäbe es kein rechtes Maß, alleine die Maßlosigkeit sei angemessen. Bald nach ihrem Tod wurden ihre Werke, die zweifellos zur großen Weltliteratur gehören, veröffentlicht. Teresa wird auf Darstellungen auch als „doctora mystica“ bezeichnet und trägt sogar die Insignien der theologischen Doktorwürde – eine unglaubliche Ehre für eine Frau aus dem 16. Jahrhundert!

Zum Schluss noch ein Zitat von Teresa: „Drei Dinge hat man zu mir gesagt: dass ich in der Jugend schön war, dass ich klug und dass ich heilig sei. Den beiden ersten Meinungen habe ich leider zu viel Glauben geschenkt und es bitter bereut. Den letzten Ausspruch aber, dass ich heilig sei, weise ich ganz und gar zurück.“

Teresa von Avila starb am 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes. 1614 wurde sie selig und 1622 heilig gesprochen. Die heilige Teresa ist die Schutzpatronin Spaniens. Ihr Fest wird am 15. Oktober gefeiert.

Anmerkung: Dass ich zurzeit ausschließlich Heilige vorstelle, hat nichts damit zu tun, dass ich nicht auch weltliche Menschen als für mich einflussreich und bewundernswert betrachte. Ich werde das in der Zukunft noch zeigen, doch im Augenblick bleibt es noch bei der Vorstellung diverser Heiliger, von großen Männern und Frauen der Kirche.

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