Samstag, 5. Juni 2010

Katharina von Siena (1347 – 1380)

Der Dominikanerorden hat eine ganze Reihe von großen Persönlichkeiten hervorgebracht. Darunter befinden sich Gestalten, wie Thomas von Aquin, Albertus Magnus oder Heinrich Suso. Aber auch der weibliche Zweig des Ordens des Dominikus hat einige bekannte Figuren aufzuweisen. Die wohl bekannteste ist die Heilige, um die es in diesem Beitrag gehen soll: Katharina von Siena. Katharina gehört in den Bereich der christlichen Mystiker und ist neben Teresa von Avila und Hildegard von Bingen, die wohl größte Frauengestalt im Bereich der abendländischen Mystik. In Italien nennt man sie „Die größte Frau des Christentums“.
Katharina wurde 1347 in der italienischen Stadt Siena geboren und entdeckte schon in der Kindheit ihre große Hingabefähigkeit und Liebe zu Gott. Sie weihte sich selbst dem Herrn und unterwarf sich strengen geistigen Übungen, vor allem der Buße. Die Eltern versuchten viele Jahre lang, ihr den Wunsch nach einem geistlichen Leben auszutreiben – ohne Erfolg. Selbst die von den Eltern eifrig geschmiedeten Heiratspläne, machte die junge Frau zunichte. Sie wollte nur einen Bräutigam haben – Jesus Christus. Von Natur aus von zierlicher Gestalt und angegriffener Gesundheit, schwächte sie ihren Körper dadurch umso mehr. Doch die Liebe zu Gott war größer, als der Wunsch nach leiblichem Wohlergehen. Mit 18 Jahren trat sie dem Büßerorden der Dominikanerinnen bei (als Mantellatin) und fiel bald durch besonderen Eifer im Glauben auf. Der Ordensgeneral, Raimund von Capua, wurde auf sie aufmerksam und wurde ihr Vertrauter und Förderer, denn die junge Schwester beeindruckte ihn außerordentlich.
Der Ruf Katharinas als fromme Frau von großem glaubenstechnischem Urteil, drang bald über die Stadtgrenzen hinaus und führte dazu, dass sie, obwohl ohne höhere Bildung und des Lateinischen nicht mächtig, von Fürsten (weltliche und geistliche) und Bürgern gleichermaßen um Rat aufgesucht wurde. Viele dieser Ratschläge erteilte sie schriftlich, denn sie unterhielt eine regen Korrespondenz. Ihre Werke sind von großem Tiefgang und Einsicht in das Mysterium geprägt. Literarisch kann sie neben den führenden Dichtern ihrer Zeit bestehen. Mehrere hundert Briefe sind noch heute erhalten. Sie wurde zur Mahnfigur und zum Gewissen der Menschen ihrer Zeit. Unter anderem rief sie zu einem Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems auf. Sie war sehr geschickt im Umgang mit den Mächtigen ihrer Zeit und stand im Ruf, diese zur Willfährigkeit bewegen zu können.
Katharina war auch eine große Versöhnerin der Kirche. Später zog sie nach Rom und bewirkte es, dass Papst Gregor XI. von Avignon wieder in die Ewige Stadt zurückkehrte. Dieser befand sich zu jener Zeit in Streitigkeiten mit der Stadt Florenz, welchen Katharina erfolgreich zu schlichten vermochte. Als unter dem Nachfolger Papst Gregors, Urban VI., das Schisma erneut ausbrach, litt Katharina unsägliche Qualen. Sie machte es sich zur Aufgabe ihres Lebens, die Einheit der Kirche wieder zu bewirken. Daneben kümmerte sie sich aufopfernd um die Armen und Kranken. Als 1374 in Siena die Pest ausbrach, verharrten die Dominikanerinnen treu in der Stadt und kümmerten sich um die ärgste Not.
Was Katharina als Mystikerin betraf, so ist sie für eine Unzahl von Visionen und mystischen Verzückungen bekannt. Sie war dafür bekannt, nur sehr wenig zu schlafen und sich ganz dem Gebet, der Kontemplation und er geistlichen Versenkung hinzugeben. Bei diesen Übungen hatte sie auch ihre „Vereinigungen mit Gott“. Ihr Körper litt jedoch entsetzlich unter den vielen Kasteiungen, denen sie sich unterwarf, denn sie aß sehr wenig und soll viele Jahre lang keine feste Nahrung mehr zu sich genommen haben.
Katharina zeichnete sich auch durch ihren großen Gehorsam gegenüber dem Stuhl Petri aus. Sie meinte einmal, das selbst wenn der Teufel höchst persönlich Papst geworden wäre, müsse man ihm folgen, denn es sei Gottes Wille. Nicht dem Menschen Papst folge man, sondern Gott, dessen Stellvertreter auf Erden dieser sei. Das bedeutet allerdings nicht, dass Katharina nicht ernste Worte mit dem Papst gesprochen hätte. Ganz im Gegenteil, sie ermahnte den Heiligen Vater immer wieder, seinem Auftrag, der Stellvertreter Christi auf Erden zu sein auf die rechte Weise nachzukommen. Nur hätte sie ihm niemals die Gefolgschaft verweigert, denn an seiner Legitimität zu zweifeln, wäre für Katharina nie in Frage gekommen.
Stark geschwächt und völlig ausgezehrt, trotzdem bis zum Ende hart arbeitend, starb sie im jungen Alter von nur 33 Jahren am 29. April 1380 in Rom, wo sie auch ihre letzte Ruhe fand. Die Heiligsprechung Katharinas erfolge 1461. Sie gilt als die Patronin der Stadt Siena und Italiens. Ihr Fest wird am 29. April von der Kirche begangen.

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