Dienstag, 1. Juni 2010

Ignatius von Loyola (1491 – 1556)

Wer an die Jesuiten denkt, an einen wehrhaften Katholizismus, der kommt nicht am Gründer dieses Ordens, dem heiligen Ignatius, vorbei. Der Begriff/Bezeichnung „Jesuit“ rief von Anbeginn der Ordensgründung an, sehr kontroverse Assoziationen und Reaktionen hervor. Für die einen sind sie die Kämpfer für den wahren Glauben, die Helden der Gegenreformation, für die anderen Machtpolitiker und Militaristen im Geiste. Egal ob Freund oder Feind, stets erregten die Mitglieder des Ordens Jesu aufs heftigste die Gemüter. Der Gründer Ignatius selbst war eine bemerkenswerte Gestalt der Geschichte, bei der über die ersten Jahrzehnte seines Lebens noch nichts auf ein geistliches Leben hindeutete. Ganz im Gegenteil, Ignatius war ein junger Adeliger, der sich dem Kriegsdienst verschrieben hatte. Lasst uns einen Blick auf das Leben dieses außergewöhnlichen Charakters werfen.

Ignacio de Loyola wurde am 31. März 1491 im nordspanischen Baskenland geboren. Er kam noch als Kind an den spanischen Königshof und diente dort dem Großschatzmeister als Page. In dieser Zeit wurde er mit den höfischen Sitten vertraut und lernte einige Lektionen über die Welt der Macht und den Umgang mit Menschen, wie auch der Kriegsführung. 1521 kämpfte er bei der Belagerung von Pamplona durch die Franzosen an der Verteidigung mit und wurde im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen schwer verletzt. Nun folgte eine lange Zeit des Darniederliegens und der Genesung. Diese Phase seines Lebens wurde zum Umbruch, zur Umkehr in seinem Leben. Nachdem Ignatius viel Zeit auf seinem Krankenlager erbrachte und sich keinerlei Ablenkungen boten, verbrachte er die Zeit vor allem mit Lesen. Er las mit wachsender Begeisterung Geschichten der Heiligen. Er sah, dass die Heldentaten der Heiligen es locker mit den heroischsten Feldherrn und Ritter auf nehmen konnten. Er selbst dachte sich zu dieser Zeit auch viele Heldengeschichten aus, wobei er schwankte zwischen weltlichen Ritterlegenden und geistlichen Märtyrergeschichten. Dabei stellte er fest, dass die Ritterromane, die er sich ausdachte ihm im Nachhinein kein gutes Gefühl vermittelten, während er sich erbaut fühlte, wenn er sich den Heiligenlegenden hingab. Dies war für ihn ein Zeichen. Bald darauf beschloss er sein Leben radikal zu ändern, es Jesus zu übergeben und fortan dem weltlichen Leben zu entsagen. Die Herrlichkeit des Himmels würde allen irdischen Pomp und alle weltliche Pracht (die er an den Höfen gesehen hatte) in den Schatten stellen. Er wollte ein Ritter für den Herrn, sein, dessen irdischer Arm die katholische Kirche ist, dessen war sich Ignatius sicher.

Ignatius lebte im folgenden Jahr als Bettler und Büßer in Nordspanien. Strengster Askese und gewaltigen Bußübungen unterwarf er sich dabei. Schließlich fasste er in seinen Gewissensnöten sein Motto, nachdem er alles, was er tat, der größeren Ehre Gottes unterwerfen wollten: „Omnia ad majorem Dei gloriami!“. Er beschäftigte sich intensiv mit geistigen Übungen und legte in dieser frühen Zeit den Grundstein für die Exerzitien, die später ausgebaut wurden und noch heute zu den bekanntesten „Einkehrübungen“ der katholischen Christenheit gehören. Er unternahm nun eine Wallfahrt ins Heilige Land, welche ihm jedoch noch nicht die „Erleuchtung“ brachte, die er sich erhofft hatte. Aber einen Entschluss fasste er nun: nämlich jenen sich zum Priester weihen zu lassen. Von 1528-1535 studierte er in Paris und sammelte dort eine feste und treue Gruppe von Männern um sich, mit denen er in religiöser Gemeinschaft lebte. Diese Gruppe legte das Armuts- und Keuschheitsgelübde ab (1534). Nach einem gescheiterten Versuch ins Heilige Land zu gelangen, begab sich die Gruppe nach Rom zum Papst, um sich von ihm einen Auftrag zur apostolischen Arbeit zu erbitten. 1539 unterstellte sich die Gruppe der Oberhoheit des Heiligen Stuhls. 1540 wurde der nunmehrige Orden von Papst Paul III. anerkannt. Die Leitung oblag nun Ignatius selbst, der den Orden zentral von Rom aus leitete. Die missionarische Mission des Ordens war binnen kurzer Zeit extrem erfolgreich. Nach kurzer Zeit schon gelangte der Orden über den besten Freund von Ignatius, den Heiligen Franz Xavier, bis nach Japan und China. Neben der intellektuellen Speerspitze der Gegenreformation und der damit verbundenen Tätigkeit in Europa, als die die Ordensleute Jesu bald galten, trugen die Jesuiten stark zur Verbreitung des Christentums in den Kolonien bei, dabei vor allem im Bereich Asiens und Südamerikas (die Gebiete Spaniens und Portugals). Die Jesuiten kämpften vor allem mit der Feder und der Zunge, nicht mit dem Schwert. Sie hatten eine bedeutende Rolle im Schulwesen. Jesuitenschulen galten und gelten auch heute noch als herausragende Kaderschmieden, in denen großen Wert auf die Sprache gelegt wird. Viele bedeutende Persönlichkeiten der Weltgeschichte besuchten jesuitische Gymnasien und Hochschulen. Die berühmteste Schule der Jesuiten ist auch heute noch die päpstliche Hochschule Gregoriana in Rom. Die Erziehung der Jugend, sowie die Förderung von Wissenschaft und Forschung, waren die großen Anliegen der Jesuiten. Die Ordensleute trugen wesentlich zur Erschließung der Neuen Welt bei (heute noch haben die Jesuiten in Südamerika große Bedeutung), sie waren Gelehrte, Erfinder, Architekten, Baumeister, Maler, Dichter und Schriftsteller (einer der bekanntesten Jesuiten des 20. Jahrhundert war der Franzose Teilhard de Chardin, der die Wissenschaft mit der Religion zu versöhnen suchte). Der Orden ist ganz der Welt verankert, Jesuit zu sein heißt unter den Menschen zu sein und aktiv das Leben und die Gemeinschaft zu gestalten. Durch ihr dominantes Auftreten und ihre geschliffenen Zungen waren die Jesuiten gefürchtet und auch, selbst von ihren Gegnern, respektiert.

Wie immer man persönlich auch zu Ignatius von Loyola stehen mag, die positiven Werke seines Ordens auf der ganzen Welt lassen sich nicht leugnen und die eindrucksvolle Persönlichkeit des Gründers ebenso wenig. Der Heilige Ignatius starb am 31. Juli 1556 in Rom. Sein Jahrestag ist deshalb auch der 31. Juli.

1 Kommentar:

  1. Wie hältst du es denn mit den "Gefährten Jesu", Mush?
    Das lässt sich weder deinem Logbuch-Eintrag noch jenem "Manifest", mit dem du dich scheinbar ausweisen möchtest, einigermaßen eindeutig entnehmen – oder hab ich da was übersehn?
    "Das Böse hat nie seinen Ursprung im Menschen selbst," klingt für mich z.B. nicht gerade sehr katholisch ... Ebensowenig die Punkte sechs, acht und vierzehn.
    Furchtlosigkeit zum Gebot erheben, finde ich originell, aber wie stellst du dir das denn vor?
    Zehntens ist nichts weiter als Schwafelkunst – auffallend durch ihre Dürftigkeit. Elftens ist komplett unreligiös.
    "Trennender Sund": Theopoesie, mit der ich leben kann.
    Punkt XIII umreißt ein faszinierendes Feld ...
    Du kannst "in Bezug auf dich selbst Gewissheit erlangen"? Darüber würde ich gern genaueres wissen.
    Punkt XVI: "Denken der Totalität" im martialisch (Märtyrer) personifizierten "messianischen Geist der Liebe" – verstehe: "Heilskräfte", denen heilende Wirkung nur durch "heilige" Rhetorik zufließen soll.

    "Nun sag, wie hast du's mit" den "Ignatianern" (lese gerade die Geschichte der Jesu-Ritter von Madame Haub)? Entweder ganz allgemein oder auch im speziellen: z.B. mit Canisius, dem ersten deutschen Jesuianer oder Jesufighter, der von Ingolstadt beginnend die deutsche Ordensprovinz aufgebaut und u.a. auch die ersten Katechismen des Globalkatholizismus verfasst hat?
    "'Mit den Büchern ist es wie mit den Kindern. Allmählich, mit Mühe und Geduld, muss man sie heranziehen und zur Reise befördern,' sagt Canisius in der Vorrede seines 'Marienwerkes' aus dem Jahr 1577." (Haub S. 40)

    Denkst du eventuell sogar an ein Noviziat bei den Brüdern?
    "Where leaders are made" ...
    "Wissen, was stimmt" ...

    "Zum anderen vertraten die Jesuiten ihre Spiritualität nicht hinter Klostermauern, sondern in der Welt. Der Gewinn, den die Frauen aus ihrem religiösen Engagement zogen, war neben dem Interesse an einer religiösen Neuorientierung auch, dass sich im Umfeld der Jesuiten Möglichkeiten des Agierens für sie eröffneten, die sonst nicht möglich waren. Auch war der jesuitische Lebensstil, also einfache schwarze Kleidung, asketisches Leben usw. bald chic und gehörte zum guten Ton." Haub nennt auf Seite 32 auch das Ordenskonzept von Loyola and Company revolutionär für damalige Verhältnisse ...

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