Den meisten Menschen ist es nicht genug, zumindest nicht, wenn sie ihre Leben über einen längeren Zeitraum hinweg betrachten, einfach nur zu leben, ohne zu wissen, wohin es geht. Dabei geht es nicht nur um das Leben selbst von der Geburt bis zum Tod, also die Frage „Was mache ich in meinem Leben?“, sondern wohin führt das ganze. Es drängen sich Fragen auf wie „Woher komme ich?“, „Wohin gehe ich?“ oder „Was ist meine Berufung / Mission?“. Diese Fragen haben die Menschen seit jeher beschäftigt und es wurden auch viele Versuche gemacht sie zu beantworten. Aber unabhängig davon, wie die Antwort nun ausfiel, blieb doch immer die Tatsache der Frage selbst! Daran kam und kommt keiner vorbei.
Es hat auch immer Menschen gegeben, die sich ernsthaft diese Frage gestellt haben, aber dann zum Ergebnis kamen, dass die Frage selbst unsinnig sei. Anstatt dies Frage nun zu beantworten, haben sie einfach diese selbst für obsolet oder unvernünftig oder gar nicht beantwortbar erklärt. Manche scheinen mit diesem Ergebnis leben zu können. Doch für den größten Teil der Menschheit, ist dies völlig inakzeptabel und nicht erfüllend. Alles sträubt sich im inneren dagegen. Ginge es nur um den Verstand alleine, könnte damit durchaus ein Auslangen gefunden werden. „Stell keine derartigen Fragen, sondern lebe einfach dein Leben!“, könnte dann die Antwort lauten und ein weiteres Problem ergäbe sich somit nicht. Doch in Wahrheit erfüllt eine solche Antwort den Menschen ganz und gar nicht. Die Leere im Inneren bleibt und lässt sich nicht beseitigen. Wie kommt das? Der Mensch ist ein Lebewesen und damit etwas, das Entscheidungen trifft. Der Mensch ist durch Bedürfnisse gekennzeichnet und wir sehen, dass diese Bedürfnisse sinnvoll sind und dem Leben dienen. Wir haben Hunger damit wir essen. Dieser dient dazu unser Leben zu erhalten. Dann haben wir Bedürfnisse nach Liebe, Achtung, Wissen, Schönheit und einer ganzen Reihe anderer Dinge. Und wir sehen, dass einem Bedürfnis immer eine Erfüllung gegenüber steht. Das Bedürfnis ist sinnvoll. Das will natürlich nicht heißen, dass die Art und Weise wie der Mensch seine Bedürfnisse befriedigt, immer vernünftig ist. Wir wissen alle, dass dem oft nicht so ist. Doch die Tatsache des vernünftigen Bedürfnisses selbst bleibt. Wir erkennen das im Allgemeinen an. Doch gerade beim wichtigsten Bedürfnis, dem Bedürfnis nach dem Sinn des Lebens selbst, nach dem was über das irdische Dasein hinausgeht, behaupten manche, dieses sei nicht vernünftig, man solle sich darum nicht kümmern.
Diese Ansicht kann aus Faulheit entstehen. Vielleicht hat man sich nicht intensiv mit der Frage beschäftigt, sie ist einem lästig und man fühlt sich durch andere Menschen belästigt, die ständig diese Frage stellen. Oder aber, man hat lange gesucht, vieles ausprobiert und ist trotz all des eifrigen Bemühens, nicht zu einem Ergebnis gekommen. Die Frustration soll ein Ende haben und so entschließt man sich dafür die Frage selbst für unsinnig zu erklären. Und ist man arrogant genug, dann mag man sich überlegen fühlen und diejenigen, die noch suchen bedauern oder für unter einem selbst stehend betrachten.
Es gibt drei Möglichkeiten wie man die Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten kann, wobei nur zwei davon echte Antworten sind. Die erste Möglichkeit ist das Aufschieben der Frage. Dies ist die einfachste und angenehmste Antwort, wir sind kurzfristig erleichtert und können unser Leben so wie gewohnt weiter leben, die Ruhe ist nicht mehr gestört und der Seelenfrieden wieder (scheinbar) hergestellt. Natürlich ist das nur eine Scheinlösung und es ist nicht zu erwarten, dass die Frage nicht später wieder auftaucht. Im Ergebnis ist diese Antwort sehr menschlich und deshalb kann man solche Leute auch gut verstehen, die sich für diesen einfachen Weg entscheiden.
Dann gibt es diejenige Antwort, die den Sinn des Lebens verneint. Gerade in philosophischen Kreisen, hat sich bei vielen die Ansicht breit gemacht, welche aus Trotz gegenüber den Enttäuschungen des Lebens erwachsen ist. Der unbefriedigende Zustand wird kämpferisch bejaht. Das Leben sei zwar sinnlos, aber der Mensch müsse dieses Schicksal heroisch tragen. Der Mensch sei eben in die Welt hineingeworfen worden und Ungeborgenheit sei dem Menschen unausweichlich bestimmt. Der einzige Sinn im Leben sei jener, dass es keinen Sinn gäbe. Aufgabe sei es diesen Zustand zu akzeptieren und heldenhaft auf sich zu nehmen. Der Mensch bewundert sich dabei selbst und macht sich zum Zentrum seines Daseins. Viele halten diese Ansicht über das Leben sehr konsequent durch. Aber zu dieser Betrachtung gelangt man nur, wenn man die Erkenntnisse über den Sinn des Lebens aus der Umwelt ableitete, aus seiner eigenen Erfahrung, oder möglicherweise noch aus der Erfahrung der Menschheit als solche. So gibt es auch nichts über den Tod hinaus und wenn einer stirbt, dann bleibt alles so zurück, wie er es verlassen hat, es gibt keine Vollendung, alles bleibt offen und brüchig.
Dann gibt es die dritte Ansicht über den Sinn des Lebens und das ist jener Bereich mit dem sich all jene beschäftigen, die sich der Welt des Glaubens zugewandt haben. Das umfasst den Bereich der Religionen aber noch vieles mehr, das nicht unbedingt im Rahmen der organisierten Religionen ihren Platz findet. Der Glauben ist die einzige befriedigende Antwort auf die Sinnfragen des Menschen. Niemand, der im Rahmen der Sinnleugner bleibt, das heiß jene Menschen, die sich nur auf die Welt, wie sie sie sinnlich und verstandesgemäß erkennen, verlassen, kann zu wahrem Glauben kommen. Alles, was solchen Menschen bleibt, ist eine Illusion, die sie sich selbst bilden können, um ihre Leere zu füllen. Das ist ja ein Vorwurf, der der Religion immer wieder gemacht wurde. Doch wahrer Glaube ist keine Illusion, sondern gründet sich auf echte Erfahrungen, nicht auf Illusionen, Halluzinationen oder dergleichen. Niemals wird man einen Sinn des Lebens im mathematisch-naturwissenschaftlichen Sinne finden, denn der Sinn übersteigt den Verstand und hat mit Wahrheit, nicht so sehr mit Wissen zu tun! Doch zu aller Zeit hat es Menschen gegeben, die geglaubt haben, die reale Erfahrungen gemacht haben, die sie an einen persönlichen Gott glauben ließen. Freilich bleibt einem dies verschlossen, wenn man einen solchen Menschen nach seinen Erfahrung fragt und selbst kein solches Erlebnis je selbst hatte. Erfahrungen können nicht übertragen werden, darum wird ein Mensch nicht durch die Glaubenserfahrung eines anderen gläubig. Nein, denn ein solcher Mensch muss einem rätselhaft bleiben. Wer nicht glaubt, kann nicht verstehen, wie der Glaube sich für einen Gläubigen anfühlt, welche Erfahrungen er machte. Das ist die „Schwäche“, wenn es darum geht andere die nicht glauben seinen Glauben mitzuteilen. Entweder werden sie nicht verstehen, was da vor sich geht oder sie glauben möglicherweise sogar, dass mit einem etwas nicht in Ordnung sei. Das Beispiel von Glaubenden aller Zeiten kann einem aber sehr leicht vor Augen führen, dass es sich dabei nicht um „Verrücktheiten“, „Weltflucht“, „Aberglauben“, „Naivität“ oder dergleichen handelt. Wenn einer, der nicht glaubt, ehrlich zu sich selbst ist, muss er einfach vor einem Rätsel stehen, erklären kann er es sich nicht.
Thomas von Aquin hat geschrieben, dass der Mensch „fähig zum Unendlichen“ sei. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass dies stimmt. Der Glaube ist kein Aberglaube, sondern Realität, eine Realität erfahr-, aber nicht beweisbar (im herkömmlichen Sinne) ist. Wer der Wahrheit selbst Grenzen gesetzt hat, indem er enge Regeln der Wahrheitserkenntnis gesetzt hat, wird sie so nicht erkennen. Eine Sache muss hier aber noch ganz deutlich gesagt werden. Der Glaube ist ein Geschenk, nicht jedem wird er gegeben und der Mensch kann den wahren Glauben auch nicht durch einen eigenen Willensentschluss herbeiführen. Der Glaube kann durch keinerlei Handlungen, Gedanken oder Worte des Menschen selbst bewirkt werden. Gerade deshalb scheint es auch so schwer für viele Menschen zu sein, zu glauben.
Aber welche der drei Antwortmöglichkeiten einer auf die Frage des Sinnes des Lebens geben mag, immer ist es eine Entscheidung, die der Mensch selbst trifft. Der freie Wille des Menschen gibt ihm die Möglichkeit „ja“ oder „nein“ zum Glauben zu sagen. Welche Entscheidung haben Sie getroffen?!
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