Dienstag, 21. Juni 2011

Die Gefahr menschlicher Überheblichkeit

Es gibt kaum ein größeres Übel, als wenn sich der Mensch selbst für das Maß aller Dinge hält, wenn er glaubt keine Prinzipien und schon gar keine persönliche Macht, die über ihn selbst hinaus geht anerkennen möchte. Die naive Mensch schaut sich die Welt an und glaubt die Dinge, die ihn umgeben zu verstehen und wähnt sich bald als das einzige intelligente Wesen. Er verneint das Vorhandensein von absoluten Werten, von einer umfassenden Erkenntnis von Richtig und Falsch und als Folge dieses Glaubens stellt er ein Dogma aus, das da heißt, dass alle Dinge relativ seien, ohne dabei zu erkennen, dass dann auch diese Aussage selbst relativ sein müsste und damit das Tor zur Absolutheit immer noch so offen ist wie eh und je. Aber, wie jeder denkende Mensch weiß kommt der Hochmut immer vor dem Fall und die Geschichte legt ein beredtes Zeugnis dafür ab. Doch gilt dies nicht nur für die offiziell anerkannte Geschichte, sondern auch für jenen Frühbereich der menschlichen Geschichte, den manche für bloße Legende halten oder die Berichte darüber für reine Metaphern gehalten werden.

Im 11. Kapitel des 1. Buch Mose, der Genesis, lesen wir vom Turmbau zu Babel. Zwar ist den allermeisten Menschen dieser Bericht bekannt, doch die allerwenigsten können heute noch etwas Konkretes damit anfangen und die Lehre, die damit im Zusammenhang steht verstehen. Aber dieses kurze Kapitel der Heiligen Schrift berichtet nicht von einer Nebensächlichkeit der menschlichen Geschichte, sondern behandelt einen ganz zentralen Punkt der menschlichen Gemeinschaft und ihrer politischen und sozialen Bestrebungen. Es wird davon berichtet, dass einst unter allen Menschen die verbale Kommunikation keine Schwierigkeiten bereitet hatte, da alle dieselbe Sprache hatten. Dies ermöglichte natürlich eine leichtere Zusammenarbeit und gemeinsame Projekte ließen sich leichter verwirklichen. Die Menschheit hatte sich gewaltig über den Erdboden vermehrt, so wie es Gott den ersten Menschen aufgetragen hatte, indem er sie dazu aufrief sich zu vermehren und fruchtbar zu sein. Die Menschen befürchteten offenbar bald, dass es ihnen schwer fallen dürfte ihre Einheit zu bewahren, wenn sie nicht sich an einem zentralen Punkt sammelten und ein Symbol ihrer Einheit errichteten. Allem Anschein nach hatten sich viele bereits von ihrem Schöpfer entfernt oder zweifelten gar seine Existenz an. Deshalb schien es notwendig ein irdisches Symbol zu errichten, das
den Menschen als Mittelpunkt der Welt und ihrer Bestrebungen dienen sollte.

Die Bibel berichtet darüber, dass aus gebackenen Lehmziegeln (etwas, das nur für außergewöhnliche Bauten verwendet wurde) und Erdpech (Erdöl, wie auch beim Garten der Semiramis) ein gigantischer Turm errichtet werden sollten. Die Menschen machten sich also im Land Schinar, dem heutigen Irak, daran, dort wo die Stadt Babel (Babylon) errichtet wurde, dieses monumentale Bauwerk (die Spitze sollte bis zum Himmel reichen) zu errichten. Es sollte das Zentrum der Welt sein, der Triumph des Menschen und seiner Genialität. Der Mensch wollte sich damit „einen Namen“ machen, sich selbst loben und über die Elemente triumphieren. Es wird auch ganz klar angegeben, was der Zweck dieses Mammutvorhabens sein soll: Die Verhinderung, dass sich die Menschen über die ganze Welt zerstreuen.

Es ist kaum anzunehmen, dass alle Menschen dieser Konzentration zustimmten. Viel eher dürften die Mächtigen der damaligen Zeit die Menschen direkt oder indirekt dazu gezwungen haben sich in „Cluster“, sprich Megastädten, für die Babel als Synonym steht, zusammenzuballen. Die Menschen suchten die Gemeinschaft miteinander, nicht aus Liebe, nicht im Sinne Gottes, sondern aus einer Notwendigkeit heraus, wie sie Menschen, die gemeinsam einer Katastrophe unterworfen sind heraus. Nicht die Vernunft, nicht die Liebe zum Schöpfer vereinigte sie, sondern die Panik. Die Angst vor der Anarchie vermag nicht einen Gesellschaftsvertrag zu begründen, der wahre Gültigkeit in Anspruch nehmen kann. Was ist ein Gesetz, und sei es eine Verfassung, schon wert, wenn es nur auf dem Menschen beruht? Es lässt sich nicht stichhaltig begründen, warum sich ein Mensch an vom Menschen gemachte Gesetze halten soll! Eine relative Rechtsordnung, eine, die nur auf dem positiven Recht beruht, ist im Grunde überhaupt keine Rechtsordnung und keiner kann endgültig vom einzelnen verlangen solche Normen einzuhalten. Die relative Rechtsordnung ist immer in Gefahr und ihr Fundament ist nichts anderes, als das, was der österreichische Rechtstheoretiker Hans Kelsen als „Grundnorm“ bezeichnet hat. Diese, ist aber kein Gesetz und kein Prinzip, sondern nichts anderes, als die (klägliche) Aufforderung, man solle sich einfach an das Gesetz halten, ohne dies selbst begründen zu können. Kelsen hat damit den radikalen Relativismus in die Rechtsordnung eingelassen und die Jurisprudenz hat den Sündenfall begangen dies zu akzeptieren. Das positive Recht kann und darf von einem vernünftigen und mit Gewissen begabten Menschen niemals als Recht anerkannt werden! Er ist seinem Wesen nach heiße Luft, keine Sache mit Substanz und keiner braucht sich daran zu halten! Vom philosophischen und vom absoluten Standpunkt der Wahrheit her ist die Befolgung solcher Normen nicht zu rechtfertigen!

Im Turm von Babel kommt auch zum Ausdruck, dass der Mensch ein Werk erschaffen wollte, das als Zentrum der Menschheit dienen sollte, ohne dass dabei der Glaube an Gott notwendig gewesen wäre. Wichtig war nur diesen gemeinsamen großen Götzen anzubeten. Ein Götze ist immer eine Erniedrigung des Menschen und der Schöpfung, denn anstatt den wahren Schöpfer, Gott, anzubeten, betet der Mensch etwas an, das er selbst geschaffen hat. Wann immer dies aber geschieht macht der Mensch sich zu weniger, als er selbst ist und die endgültige Folge ist, dass der Mensch zu Tier wird, wie es geschieht, wenn ein Mensch einen anderen Menschen anbetet. Götzendienst besteht immer dort, wo die Schöpfung oder ein Teil davon anbetet. Es ist dies aber nicht nur eine Erniedrigung, sondern auch eine Dummheit, denn wer will schon anbeteten, was weniger ist als er selbst? Alle Menschen sind von Gott geschaffen, alle sind gleich, einen Menschen anzubeten heißt immer irrational zu handelt, aber auch wer ein Geschöpf oder auch das Universum anbetet handelt so, denn alle Planeten, Monde, Sterne und Galaxien wurden für den Menschen alleine geschaffen. Diese anzubeten ist eine Umkehrung der Realität. Über dem Menschen steht nur Gott und deshalb ist auch seine Anbetung nicht nur das einzig Vernünftige sondern auch das einzig Richtige.

Aber Gott hatte im Falle Babel eingegriffen und dem unseligen Treiben der Menschen ein gerechtes Ende gesetzt. Es war dies eine Liebestat Gottes, wie auch die Sintflut eine solche Liebestat gewesen. Denn hätte Gott die Menschen und das Leben auf der Erde vernichtet, hätten die Menschen alles vernichtet und es hätte für uns alle keine Rettung gegeben. Wir sollten deshalb für die frühere Vernichtung der Welt durch die Flut, für die Sprachverwirrung zu Babel und die Zerstörung von Sodom und Gomorra dankbar sein, ohne diese Taten hätten wir heutigen Menschen keine Chance auf das Heil!

Doch wenn wir uns die Welt von heute ansehen, dann gibt es die gleichen Bestrebungen von damals auch heute wieder. Wieder träumen Menschen davon die Welt zu vereinigen, eine globale Kultur der Einheit zu schaffen und den Weltfrieden herbeizuführen. Meine Lieben, wenn einer von Geld spricht, dann hat er meistens Schulden, wenn einer von Essen spricht, dann hat er meistens Hunger und wenn einer von Frieden spricht, dann will er meist den Krieg! Keiner ist so gefährlich wie die Menschen, die ständig vom Frieden, von Harmonie und weltweiter Verständigung sprechen. Der Friede, das heißt, der wahre Friede, ist eine großartige Sache und etwas, das wir uns alle wünschen, doch es gibt auch eine Zeit des Krieges und wir dürfen unsere Augen nicht vor der Wirklichkeit verschließen, Gott der Allmächtige, hat und auf Erden kein Paradies versprochen, es gibt eine Zeit, in der die Schwerter zu Pflugscharen werden, doch zuvor gibt es noch eine Zeit, in der die Pflugscharen zu Schwertern geschmiedet werden (lassen wir uns nicht täuschen, picken wir uns nicht nur die Rosinen aus der Bibel heraus). Die Zeichen der Zeit sind dem Weisen immer bekannt gewesen.

Es gab sogar schon Politiker der Europäischen Union, die mit Hinweis auf das Aussehen des Parlaments in Straßburg (den klassischen Gemälden zum Turm von Babel nicht unähnlich) darauf hinwiesen, dass es zwar damals nicht geglückt sei diese menschliche Einheit zu errichten, dass es ab dieses Mal gelingen würde, völlig vermessen eine neue Ära der Menschenherrschaft propagierten. Bevor die Europäische Union sich ausdehnt und versucht ihre (gottlosen) Werte über die Welt drüber zu stülpen ist es mit Fug und Recht zu sagen, dass es besser wäre das Europa der Nationalstaaten würde wieder auferstehen und der Kontinent würde in einem 1000jährigen Krieg versinken, nach dem Muster wie wir es 1914-18 und 1939-45 erlebt haben, das wäre immer noch das geringere Übel. Der einzige Frieden, der besser ist als der Krieg, das ist ein Frieden, der sich aus Gottes Zustimmung ableitet, alles andere ist höchst suspekt! Pax divina solo pax vera est!

Gott zerstreute die Menschen über die ganze Erde und rettete so nicht nur die Erde, sondern auch den Menschen vor seinem Untergang. Gott hat nie zum Schaden, sondern immer nur zum Nutzen des Menschen gehandelt, und die Verwirrung der Sprachen bildet darin keine Ausnahme. Der Mensch findet keine Einheit, außer im Supranaturalen, alle anderen Bestrebungen haben am Ende nur die Diktatur zur Folge auf die die totale Vernichtung folgt, denn in Wahrheit kann kein Mensch einen anderen Menschen beherrschen, nur der Anschein der Angst kann einem diese Illusion verschaffen.

Babel heißt übrigens Wirrsal und weist damit auf die Verwirrung der Sprachen (und damit der Einheit der Menschen) hin. In der Bibel steht Babel, bzw. Babylon, stets für das Böse, für den Widersacher (Teufel). `Der Teufel reitet den Menschen´, meinte noch Luther doch heute ist es die Verwirrung, die sich wie eine wilde Mustangherde über die Erde ausbreitet, die von niemandem mehr geritten wird und deshalb schlimmer ist, als wenn eine konkrete Person des Bösen, den Menschen `reiten´ würde.

Wann immer es je eine Vereinigung aller Menschen geben sollte, dann darf dies nur unter der Führung des einen Gottes, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs geschehen, dem einzig wahren Gott. Die Lehre, die aus der Geschichte vom Turmbau zu Babel zu ziehen ist, ist jene, dass es keine wahre Gemeinschaft der Menschen, trotz hoher Kultur, geben kann, wenn es keine gemeinsame Ausrichtung der Menschen auf die persönliche transzendentale Schöpferperson, die wir als Gott kennen, gibt!

Schema Israel, Adonai, Elohenu, Adonai echod!

Sonntag, 12. Juni 2011

Der Bruch im Menschen

Wie sich ein Mensch auch immer im äußeren verhalten mag, wie sehr er sich auch bemühen mag ein erfolgreiches und glückliches Aussehen der Welt präsentieren möchte, so kann er doch nicht darüber hinweg in sich selbst eine tiefe Gespaltenheit zu empfinden, eine gravierende Entfremdung zwischen sich und dem anderen, zwischen sich und der Schöpfung als Ganzes. All der materielle Wohlstand, all die Segnungen der modernen Welt tragen dazu bei. Untersuchungen zeigen seit Jahrzehnten, dass das Glücksniveau des Menschen nicht zugenommen hat, auch wenn sich der Reichtum um ein Vierfaches erhöht hat. Die seelische und geistige Not des Menschen ist geblieben und ist eine Konstante durch das ganze Leben hindurch. Fast könnte man sagen, dass die Gebrochenheit des Menschen die Größe ist, die über sein ganzes Leben hinweg am stabilsten bleibt.

Woran liegt das nun? Nun, es gibt sehr viele Erklärungen dafür, angefangen über die Philosophie, die Psychologie und die Soziologie bis hin zu den Geschichtswissenschaften, die alle ihre eigenen Erklärungen für dieses Phänomen haben. Einige sehen in der Arbeitsweise des modernen Menschen die Ursache, andere glauben es seine die sozialen Umständen, wieder andere meinen der Mensch wissen nicht wer er sei und seit ständig auf der Suche nach etwas, das er gar nicht definieren könne, eine Unzufriedenheit, die sich schwer erklären, aber nicht wegleugnen ließe. Der Mensch seit tot und es lebe die Sache, meinte der Humanist Erich Fromm und die humanistische Psychologie, etwa vertreten durch Abraham Maslow, zeigte ein Menschenbild auf, das bestechend schien: der Selbstverwirklichende Mensch, der psychisch gesunde Mensch. Das war in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als der Glaube an Fortschritt und die Errungenschaften der modernen Technik unbegrenzt schien. Man glaubte, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis der Mensch zur totalen Herrschaft über alle Dinge in der Lage sei, bis alles Übel beseitigt sein und für jedes Problem eine Lösung durch Wissenschaft und Forschung gefunden worden sei.

Nachdem der Relativismus die alten Vorstellungen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts zerstört hatte, einerseits die Relativitätstheorie von Einstein, die Unschärferelation von Heisenberg und die Psychoanalyse von Freude, schien der neu aufkommende Humanismus nach dem Zweiten Weltkrieg den Menschen noch einmal Hoffnung zu machen auf eine bessere Zukunft.

Das alles ist nun erst ein paar Jahrzehnte her. Und was ist seither geschehen? Wir glauben nicht mehr so sehr an den Fortschritt, zu viele „Unfälle“ zu viele Fehlentwicklungen und fatale Irrtümer haben uns gezeigt, dass Wissenschaft und Forschung nicht vermögen dem Menschen sein Heil zu bringen. Wir sind immer skeptischer geworden und manche verfallen in stupiden stumpfen Aberglauben zurück, weil sie in einer skurrilen Rückbesinnung als Altes ihre Rettung suchen. Damit meine ich vor allem die Esoterik und alles, was man im angloamerikanischen Raum unter dem Begriff „New Age“ kenn. Wir haben die Moderne hinter uns gelassen und sind in der Postmoderne angekommen, manche meinen sogar schon in der Post-Post-Moderne. Aber ganz egal, wie man unsere Zeit auch einmal nennen wird, welche Bezeichnung zukünftige Historiker für unsere Ära einmal finden werden, das alte Problem des Menschen, seine Getrenntheit von der Welt bleibt bestehen.

Auch der Humanismus hat versagt und hätte man ihn eindringlicher, das heißt radikaler, bis an die Wurzel, verfolgt, so wäre man schon lange drauf gekommen, dass der Mensch kein Heil im Humanismus finden kann. Der Mensch selbst ist nicht Gott, auch trägt er nicht Gott in sich, er ermangelt völlig des Heils und ist nicht in der Lage sich selbst je heil zu machen. Das gilt sowohl für das Individuum, als auch für das Kollektiv. Es gibt weder ein Heil durch die Gesellschaft, wie die säkularen Heilsreligionen des 19. und 20. Jahrhunderts glaubten, als auch kein Heil durch das Individuum. Doch was bleibt uns dann noch offen?

Der Mensch hat offensichtlich ein Bedürfnis, das durch nichts in der Welt befriedigt werden kann, es ist dieses Bedürfnis nach etwas Höherem, etwas, das über das Rationale und Naturalistische hinausgeht. Aber macht ein solches Bedürfnis Sinn? Ist es nicht eine Illusion an ein solches Bedürfnis oder an die Möglichkeit seiner Befriedigung zu glauben? Ganz und gar nicht! Wir unterstellen keinem sonstigen Bedürfnis, dass es sinnlos ist. Wenn wir Hunger haben, steht dem Nahrung bereit, bei sozialen Bedürfnissen gibt es unsere Mitmenschen und beim Bedürfnis die Welt zu verstehen haben wir unsere Sinn und unseren Verstand zu verfügen. Jedem Bedürfnis entspricht auch ein taugliches Mittel zur Befriedigung. Dem Bedürfnis nach dem Transzendenten steht die Welt als „Sprungbrett“ zur Verfügung. In der Welt selbst, aber auch im Inneren des Menschen gibt es jedoch nichts, was dieses Bedürfnis erfüllen kann. Wie wäre es, wenn wir einsähen, dass dieses Bedürfnis auf das tatsächliche Vorhandensein einer persönlichen Schöpfergestalt, wie wir sie in Gott erkennen, hinweist? Denn wie der Gläubige bezeugen kann ist Gott die ideale Erfüllung dieses Bedürfnisses und zwar nicht als Illusion oder Gestalt, die der Mensch sich selbst schafft, sondern auf eine reale, persönliche Entität, so wie sie die Bibel beschreibt.

Wie auch immer, was bleibt ist, dass der Mensch aus sich selbst nicht zum Heil gelangen kann und dass alle Versuche in diese Richtung zum Scheitern verurteilt sind. Die Gebrochenheit des Menschen ist kein Unfall, ist keine Anomalie, sondern ist seine Natur. Aus dieser kann er nicht heraus. Der Mensch spürt diese Trennung, doch er verwendet meist untaugliche Mittel, um damit fertig zu werden: Psychotherapie, Meditation, Lustbefriedigung, soziale Anerkennung etc. Der Mensch ist von seinem Schöpfer getrennt. Diese Trennung nennt die Bibel Sünde. Der Mensch kann aus sich heraus keine Befreiung erlangen, er ist sündhaft und ermangelt des Guten. Keiner verdient das Gute, nicht einer, durch kein Werk kann einer erlöst werden, nur durch die Gnade alleine.

Jeder Mensch ist ein Zeugnis dafür, dass die Erbsünde real ist und existiert seit es Menschen auf der Welt gibt. Sie ist eine Realität und keine theologische Erfindung. Alle Menschen sind Sünder und keiner kann sich retten, keiner kann sich davon befreien. Es ist ein reine Gnade, wenn dies durch Gott, durch Jesus Christus, geschieht. Erkennen wir unsere wahre Natur! Erkennen wird, dass der Mensch ein Sünder ist, von Anfang an, nur so kann die Rettung erfolgen! Metanoia tot Not!

Mittwoch, 1. Juni 2011

Gott zu folgen heißt radikal zu sein

Wir leben in Zeiten, in denen gerade im Westen (in den meisten Regionen der Welt ist es anders) die Religion zu einer milden Philanthropie herabgewürdigt wurde. Anstatt die Wahrheit zu vertreten, geht es vermehrt darum zu gefallen, beliebt und populär zu sein, den Menschen zu sagen, was sie hören wollen. Doch wahre Religion ist radikal, ist aufwühlend, ist ein Stein des Anstoßes, ist ein Stachel im Fleisch der selbstgefälligen und selbstgenügsamen Masse! Richtig und falsch sind nicht verhandelbar, sind nicht den Umständen und nicht der Zeit unterworfen. In der Bibel steht, man solle die Dinge prüfen und das Gute behalten. Das Gute soll man behalten, nicht das, was einem gefällt, was beliebt! Heute wird dies aber oft genau so gehandhabt, dass man sich aussuchen könne, was einem gefiele und das sei dann auch das Gute. Der Mensch macht sich selbst zu Maßstab für richtig und falsch und dies ist ein Größenwahn, eine Vermessenheit, die nicht zum Heil, sondern zum Unglück führt. Im Grunde müsste man dies aus der Erfahrung der Geschichte erkennen, denn dies ist seit uralten Zeiten hinreichend belegt, doch aus der Geschichte lernen allenfalls immer nur einzelne, nicht jedoch die Menschheit als Ganzes.

Es ist richtig, dass die meisten Götter, die die Menschen in der Geschichte angebetet hatten, Projektionen ihrer eigenen Wünsche, Ängste und Befürchtungen waren, Gestalten, die im menschlichen Geist entstanden und nirgendwo sonst. So sind die Götter der Antike, wie etwa Zeus, Ares, Poseidon oder Aphrodite, nichts weiter als Gestalten mit menschlichen Charakterzügen und Aussehen, die mit größerer Macht und Fähigkeiten ausgestattet wurden, als der Mensch, dem Menschen aber sehr ähnlich waren. Allmählich verblassten diese Götter im Leben der Menschen, wurden von immer mehr Leuten als menschliche Schöpfungen enttarnt und wurde dadurch nicht selten zum Gespött. Beim Gott der Bibel, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, handelt es sich jedoch nicht um eine solche Menschenschöpfung. Gott ist eben kein abstrakter Begriff, keine metaphysische Idee. JHWH ist eben kein Gottesbegriff, einer Konstruktion des menschlichen Geistes, der die Möglichkeit der freiwilligen Selbstsuspension der Vernunft nicht kennt. Der Gottesbegriff ist nur ein Scheingebilde des Glaubens, etwas das dem menschlichen Verstand selbst unterliegt und deshalb nie größer sein kann als der Mensch selbst. Wer Gott als Begriff sieht, der kann ihn nicht achten und nicht lieben und er hat es niemals mit dem wahren, real existierenden Gott zu tun. Wer den Begriff studiert kommt bald zur Überzeugung, dass Gott ziemlich klein sein muss und ein solcher Gott wäre die Anbetung nicht wert. Wer Gott nur als Begriff des eigenen Denkens sieht, kann keine Beziehung zu ihm haben, eine Abstraktion ist keine Person und eine Beziehung dazu wäre Selbstbetrug, kein solcher Mensch könnte authentisch an seinem Projekt „Leben“ arbeiten, er müsste dazu sich selbst verleugnen, er müsste immer das Gefühl haben mit einer Lüge zu leben und folglich wäre eine Menge an Anstrengung notwendig, um einen Glauben an ein solches „Luftgespenst“, das er Gott nennt aufzubringen.

Ganz anders verhält es sich bei JHWH. Hier hat der Glaubende es mit einem wirklichen Gott zu tun, einer, der sich auch in der Geschichte der Menschen zeigt, der sich ein Volk auserwählt und ihm real zur Seite steht, nicht als ein geistiger Beistand, der einem doch in realer Not nicht helfen könnte, nein! Gott ist da, sogar in körperlicher Gestalt, wie wir am Auszug der Kinder Israels aus Ägypten sehen können. Freilich darf die Erscheinung Gottes und das, was der Mensch von ihm erkennen und verstehen kann, nicht als Gott in seiner Gesamtheit verstanden werden. Trotzdem sind die Dinge, die er uns über sich offenbart hat wahr und wir dürfen deshalb nicht Dinge behaupten, die dieser Offenbarung eindeutig widersprechen. Was wir von Gott mitgeteilt bekommen haben entspricht der Wahrheit, doch Gott in seiner Gesamtheit geht darüber hinaus und davon wissen wir nichts. Doch eines ist gewiss: Gott hat einen Namen: JHWH (es sind dies die einzigen Buchstaben seines Namens, die wir kennen, denn das Hebräische kennt keine Vokale und so hat es seit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem 70 n. Chr. niemanden mehr gegeben, der den Namen kannte – nur der Hohepriester kannte ihn durfte ihn zu Yom-Kippur im Allerheiligsten laut aussprechen). Durch diesen Namen bezeugt Gott, dass er eine reale Person und nicht eine Abstraktion, eine Kraft, die Schöpfung selbst oder eine Kraft oder ein Prinzip hinter der Schöpfung ist (wie etwa eine Quelle allen Seins).

Kein Glaube darf durch die Sinneswahrnehmung oder durch den Verstand begrenzt werden. Wer beim Verstand die Grenze ansetzt, der kann niemals eine Gotteserfahrung haben und kann nicht ein wahrer Gläubiger genannt werden, denn er selbst setzt den Maßstab. Ein Selbstverzicht der Vernunft ist aber immer notwendig, um wahren Glauben zu erlagen. Nur der Stolz des Menschen lässt diesen Selbstverzicht oft nicht zu. Deshalb darf eine Auslegung der Bibel auch nicht „vernünftig“ sein, sie muss weit darüber hinausgehen. So etwas die bei den Wundern, die Jesus vollbracht hat. Wunder sind Dinge, die der Lebenserfahrung widersprechen (zumindest ist dies bei den meisten Menschen der Fall), wir haben auch keine rationale Erklärung dafür, wie sie geschehen können, der Prozess ist durch unseren Verstand nicht nachvollziehbar. Daraus ergibt sich leicht der Schluss, dass es Wunder nicht geben könne. Dies ist aber im Grunde eine arrogante Position des Menschen, denn, dass jemand etwas noch nie gesehen hat und auch niemanden kennt, der dies hat, noch nachvollziehen kann, wie etwas geschehen kann, bedeutet in Bezug auf die Wahrheit gar nichts. Deshalb ist eine Sache nicht nicht wahr. Das wird aber leider oft vergessen. Wenn also etwa die Frage auftaucht, ob einer glaubt, dass Jesus tatsächlich etwa 20 – 25000 Menschen (5000 Männer sind genannt, es befanden sich bei ihnen aber auch ihre Familien, die nicht ausdrücklich genannt werden) mit zwei Broten und fünf Fischen satt gemacht hat, dann muss die Antwort des Gläubigen eindeutig „Ja“ lauten. Denn ansonsten geschieht die Beurteilung nicht aufgrund des Glaubens, sondern aufgrund des eigenen Geistes, der es sich nicht vorstellen kann. Heutzutage kommt dieses Verhalten aber sehr häufig vor, auch unter den Leuten die sich Christen nennen. Der Glaube aber hat das Recht die Ansprüche des systematischen Denkens zu verletzten. Das ist die zugrunde liegende Entscheidung, die man treffen muss, um wahrhaft glauben zu können.

Für das Leben in der Praxis hat dies gewaltige Folgen. Es bedeutet nämlich die Wahrheit rein zu vertreten, ohne Kompromisse einzugehen, auch wenn man keine Zustimmung erhält, wenn man geschmäht und verspottet wird. Eine milde Philanthropie ist kein Christentum, ist nicht das, was Gott von uns möchte. Jesus war auch kein netter, weiser Mann. Er war alles andere als „nett“, „lieb“ und „gefällig“, er hat auch niemals so wie ein „weiser Mann“ gehandelt, der mit einem erhabenen Lächeln auf den Lippen die Menschen sanft zum rechten Handeln ermahnt. Nein, er war radikal, so radikal, dass er für die Wahrheit sogar sein Leben hingab, sprach Tacheles, Sünde wurde Sünde genannt, Gut und Böse absolut und messerscharf unterschieden, sowohl von Himmel und Hölle hat er gesprochen. Dies sind tiefe Wahrheiten, die heute unangenehm geworden sind, doch ohne sie läuft die Menschheit ins Verderben. Man tut den Menschen nichts Gutes, wenn man sie schont und ihnen sagt, was sie hören wollen. Ein echter Christ ist immer radikal und opferbereit, nicht um des Opfers selbst willen, sondern um Gottes und der Menschen Rettung willen.

Sören Kierkegaard hat dies richtig gesehen und die Kirchenleute (die dänische Amtskirche) seiner Zeit scharf kritisiert, denn Jesus nachzufolgen heißt ein „Kreuz auf sich zu nehmen“ und nicht gefällig und beliebt zu sein, nicht nach dem Applaus der Welt zu gieren und „everybody’s darling“ zu sein. Gott zu folgen braucht Mut und Überzeugung, die Bereitschaft das Richtige zu tun, der Wahrheit zu dienen und sich keiner Gewalt, außer jener Gottes, zu beugen. Man darf niemals vergessen, wer Gott als seinen Herrn hat, der kann keinen irdischen Herrn annehmen, ein solcher Mensch ist frei von den Menschen und den Umständen der Welt. Diesem Ideal muss das Christentum wieder nacheifern, dann erhält es auch wieder den Respekt den es verdient. Der Christ soll einen harten Geist und ein weiches Herz haben. Danach sollten wir alle streben!