
Die Freiheit des Menschen liegt gerade darin „Nein“ zu sagen, „Nein“ zu Konsum, „Nein“ zu den Dingen und letztlich auch „Nein“ zu den meisten Menschen um ihn herum. Wie soll jemand frei sei, der in notweniger Verbindung zu Dingen oder Menschen steht? Ist Freiheit nicht gerade die Ungebundenheit, das Nichtbrauchen von irgendetwas außer sich selbst? Ich meine dem ist genau so. Die meisten erkennen überhaupt nicht die Ketten, die sie fesseln und leben in der Illusion freie Menschen zu sein – als ob es so etwas, wie einen freien Menschen auf dieser Welt gäbe? Nun, ich übertreibe ein wenig, denn es gibt sie schon die freien Menschen, doch sie sind äußerst rar und machen nicht viel Aufhebens um sich, ja sie werden vom normalen Bürger als „seltsam“ oder gar als „Sonderlinge“ angesehen.
Glücklich sind die Menschen, die Weihnachten überhaupt nicht feiern und diese Tage begehen wie alle anderen des Jahres. Der ursprüngliche Sinn dieses Festes ist ohnehin verloren gegangen und in der Bibel steht auch nichts von einem Tannenbaum, den man in seiner Wohnung aufstellt. Sinnloserweise werden ganze Plantagen von Christbäumen gepflanzt, nur um dann für ein oder zwei Wochen in einer warmen, trockenen Stube vor sich hinzuverdorren. Dazu die Heuchelei! Die Familien kommen zusammen, freuen sich künstlich, singen schmalzige Lieder und schlagen sich die Wampen voll und nicht selten kommt dazu eine nicht ganz unerhebliche Menge an Hochprozentigem, ohne welchem, das gestehe man vielen zu, die Festtage nicht zu überstehen wären. Nie gibt es in Familie mehr Spannungen als zu den Festtagen und gerade diese böten eine große Chance zu erkennen, was eigentlich falsch zwischen den Menschen läuft. Freunde sucht man sich aus, doch mit der Familie ist man geschlagen, ein Leben lang, man muss sie nehmen wie sie ist, auch wenn man keines ihrer Mitglieder liebt. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Menschen so verbogen werden diejenigen zu lieben, mit denen sie gemeinsame Vorfahren haben. Wohlwollen wird zur Pflicht, die wahren Gefühle eines Menschen spielen dabei keine Rolle. Mütter und Väter erziehen ihre Kinder so, dass diese sie und die anderen Verwandten lieben. Dass dies in Wahrheit oft gar nicht der Fall ist, wir durch eine künstliche Schicht an „Rollenspielen“ überdeckt, so dass nach außen hin alles harmonisch und schön aussieht. Der Schein zählt mehr als das Sein! So funktioniert jede Gesellschaft. Und gerade aus der seelischen Not heraus, die die Folge eines solchen falschen Verhaltens ist, speisen sich allerlei Abhängigkeiten. Der Mensch, der nicht er selbst sein kann, muss Anhaftungen an Dinge und Menschen entwickeln, anders kann er nicht überleben. Der Konsum, in seiner ausgeprägteren Form, ist nur eine der Auswirkungen dieser, ich denke, man kann es durchaus so nennen, ausgewachsenen Neurose!
Ein Vorschlag für dieses Jahr: Weihnachten und Neujahr einfach verschlafen und am dritten oder vierten Jänner wieder aufwachen: Dann ist der Spuk vorbei und man ist nichts anderes als gut ausgeruht für das neue Jahr!