In einem von Dr. Paul (http://www.doctorpaul.net/) gehaltenen Seminar über das Operating System unseres Geistes (mindOS, ©Dr.Paul), kam er auch auf das Thema negative Glaubenssätze und Überzeugungen, sowie diverse Traumata zu sprechen. Seiner Meinung nach gibt es keine schnellere und effektivere Methode, um derartige Schwierigkeiten ein für alle Mal los zu werden als das EMDR. Dabei handelt es sich um eine relative neue und inzwischen auch anerkannte Methode, die ursprünglich aus den USA kam, aber inzwischen auf der ganzen Welt Anwendung findet. Vor allem auch in NLP- (Neurolinguistische Programmierung) Kreisen, wird EMDR öfters aus Einschub gelehrt. Die beiden Methoden haben einige Gemeinsamkeiten, jedoch sind die Zustimmung und der Erfolg von EMDR noch weitaus größer als beim NLP. In Bezug auf NLP gibt es viele kritische Stimmen und Zweifel von Vertretern von „etablierteren“ Heilverfahren. In Bezug auf EMDR ist dies jedoch kaum der Fall.
Ich habe in meinem Eintrag von gestern angekündigt über EMDR in den nächsten Tagen zu schreiben. Das Thema erscheint mir derartig wichtig, dass ich schon heute den Eintrag online stelle.
Was ist EMDR?
EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch mit Augen-Bewegungs-Desensibilisierung und Neuausrichtung übersetzt werden kann. Dabei handelt es sich um eine psychotherapeutische Methode, die durch Zufall von Francine Shapiro in den späten 80er Jahren entdeckt wurde. Shapiro fiel auf, dass bestimmte Augenbewegungen, die sie machte, während sie an eine schmerzhafte Situation dachte, dazu führten, dass der Stress gelöst wurde und sie Befeiung erlangte. Diese Beobachtung baute sie zu einem System aus, dass die Bezeichnung EMDR erhielt. Ursprünglich wurde die Methode vor allem in der Traumatherapie angewandt. Die meisten Erfahrungen wurden zu Beginn mit (Vietnam-)Veteranen in den USA gemacht. Die Grundüberlegung hinter EMDR ist, dass es bei einem Trauma zu einer Nicht-Integration des Erlebten kommen kann. Das Geschehen wird fragmentarisch und unzusammenhängend im Gehirn abgespeichert. Insbesondere bei frühen Kindheitstraumata, wenn die verbalen und intellektuellen Fähigkeiten noch nicht ausreichend ausgebildet sind, werden Informationen in der rechten Gehirnhälfte als Bilder abgespeichert. Jedes Trauma findet seinen Niederschlag im Körper, irgendwo kommt es zu einer Art „Verhärtung“ oder „Erstarrung“, manche Menschen werden richtig ungelenkig. Bei EMDR geht es darum diese Spannungen zu lösen und vom „Bauch“ oder „Herzen“ in den Kopf hoch zu transferieren und dort zu verbalisieren. Im Kern geht es darum rechte und linke Gehirnhälfte auszugleichen, während man das Trauma im Geiste und Körper erneut durchlebt, um so eine vollständige Integration zu erreichen. Die blockierte Energie wird frei gesetzt. Nachdem ein Patient geheilt ist, sieht er das traumatische Erlebnis wie, wenn er einen Film ansieht, ohne dabei noch Schmerz zu empfinden. Vorsicht ist jedoch dann geboten, wenn jemand von vorne herein glaubt, keiner Therapie zu bedürfen, weil er nichts fühlt, wenn er sich an eine schmerzhafte Situation erinnert. Das ist nämlich oft ein Zeichen dafür, dass die Gefühle noch „eingefroren“ sind und nicht, dass sie bereits gelöst und integriert wurden! Der Vorteil von EMDR ist, dass die Behandlung weitaus schneller funktioniert (spart Zeit und Geld), als viele traditionelle Methoden und ebenso ist die Effektivität meist größer. Manchmal braucht es nicht mehr als zwei oder drei Sitzungen, um Probleme zu lösen.
Wofür wird EMDR eingesetzt?
Wie bereits oben erwähnt, diente EMDR anfangs vor allem der Behandlung von Traumapatienten. Bekannt ist insbesondere die Behandlung von PTSD, der Post-Traumatic-Stress-Disorder (Posttraumatische Belastungsstörung). Ausgeweitet wurde die Methode bald auf Fälle von Angststörungen, die zwar oft, aber nicht in allen Fällen, auf eine Traumatisierung zurückzuführen sind. EMDR hat sich als wirksam gegen Phobien und negative Überzeugungen erwiesen. Auch im Bereich er Suchtbehandlung zeigen sich positive Ergebnisse (vor allem Rauchen und Alkohol).
Die Methode, das 8 Phasen-Modell
Die Methode des EMDR wird in acht Phasen unterteilt. Es wird darauf hingewiesen, dass keine dieser Phasen ausgelassen werden darf, wenn die erwünschten Erfolge erzielt werden sollen.
1. Vorgeschichte des Patient und die Planung der Therapie
Damit beginnt die Therapie. In der ersten oder den ersten zwei Sitzungen wird festgestellt, was die Probleme der Klienten sind, welche Dinge ihn belastend und welche Ziele erreicht werden sollen. Es wird also festgelegt, woran gearbeitet werden soll. Es ist die Vorgeschichte des Klienten zu erfassen und die Ereignisse zu ergründen, die zu der Problemen geführt haben.
2. Vorbereitung
Die Dauer dieser Phase hängt von der persönlichen Umständen und der Vorgeschichte des Patienten ab. Sie kann recht kurz sein oder auch länger dauern, wenn es sich um größere Traumata und Lebensbeeinträchtigungen handelt. In dieser Phase lernt der Klient das EMDR kennen, wie es angewandt wird und woraus es besteht. Der Patient lernt Entspannungsübungen kennen, die angewandt werden, wenn emotionale Energien zu heftig werden. Beim EMDR geht es nicht darum, dass er Klient möglichst viele Umstände eines Traumas beschreiben kann, auch wenn dies nicht schlecht ist, sondern es genügen auch allgemeinere Angaben. Wichtig ist, dass ein Vertrauensverhältnis zwischen Therapeut und Klient entsteht.
3. Einschätzung
Hier geht es darum die Schlussfolgerung, die ein Klient aus einem schmerzhaften Ereignis gezogen hat zu formulieren. Das können etwa negative Glaubenssätze sein wie: „Ich bin wertlos“, „Ich bin schlecht“ oder „Ich bin schmutzig“. Es geht nicht darum, was der Verstand dazu sagt, sondern wie man im Innersten wirklich über sich denkt und vor allem fühlt. Entscheidend ist dabei weniger, was der Klient von sich selbst sagt, sondern wie sich sein Leben gestaltet. Was Menschen wirklich von sich selbst denken, erkennt man an ihrem Lebensstil, nicht an ihren Worten. Dann sucht man sich einen positiven Glaubensatz, der in der Situation angemessen ist. Auf die drei oben geschilderten Überzeugungen würden die passenden Glaubenssätze lauten: „Ich bin wertvoll“, „Ich bin gut“ und „Ich bin in Ordnung / rein / unschuldig“. Der Therapeut befragt nun den Klienten, auf einer Skala von 1 bis 7 als wie wahr er den neuen Satz empfindet, wenn er ihn spricht oder sich ihn vor Augen hält. Diese 7-stufige Skala heißt Validity of Cognition (VOC), wobei 1 für völlig unzutreffend und 7 für völlig zutreffend steht. In dieser Phase wird auch festgestellt, wie stark das negative Gefühl der problematischen Überzeugung von ihm empfunden wird. Dabei wird eine Skala von 0 (keine Beeinträchtigung) bis 10 (schlimmste Beeinträchtigung) verwendet. Diese Skala heißt SUD (Subjective Units of Disturbance).
4. Desensibilisierung
Hier geht es darum das Gefühl der negativen Beeinträchtigung durch einen Glaubenssatz oder ein traumatisches Erlebnis auf der SUD-Skala zu senken. In dieser Phase kommen die Augenbewegungen zur Anwendung. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Behandlung nicht notwendigerweise Augenbewegungen beinhalten muss. Es ist auch möglich akustische oder körperliche Stimulation zu verwenden. Das Entscheidende ist, dass es zu einem Ausgleich der Gehirnhälften kommt, der dadurch erreicht wird, dass während des Durchlebens der schmerzhaften Situation abwechselnd die rechte und die linke Gehirnhälfte stimuliert werden. Das geschieht am Häufigsten dadurch, dass die Augen von rechts nach links wandern und zurück, indem der Klient mit den Augen einem Objekt folgt (zum Beispiel einem Kugelschreiben, den der Therapeut vor seinen Augen hin und her bewegt). Es gibt auch spezielle Tonstücke, die etwa auf einen MP3-Player aufgespielt werden können und abwechselnd das linke und das rechte Ohr stimulieren, so dass der Ausgleich der Gehirnhälften auf akustischem Wege herbeigeführt werden kann.
5. Installierung
Ist der negative Glaubenssatz in Phase vier schwächer geworden (SUD-Skala), so verankert man nun einen positiven Glaubenssatz, der an die Stelle des negativen tritt. Das ist die Aufgabe in Phase fünf. Es geht darum das Gefühl für den positiven Glauben zu stärken und auf der VOD-Skala den Wert von 7 zu erreichen. Jedoch ist es wichtig Dinge, Aussagen, zu suchen, die der Klient auch glauben kann. Es wäre Unsinn etwas zu installieren, was er zwar gerne hätte, aber nicht glauben, bzw. fühlen kann. Deshalb ist es möglicherweise notwendig, dass er Patient sich in anderen Gebieten des Lebens weiterbildet oder weiter wächst.
6. Body-Scan
Nun, wen der neue Glauben fest installiert ist, bringt der Therapeut noch einmal den ursprünglichen negativen Glaubenssatz oder das traumatische Ereignis zur Sprache und fragt den Klienten, ob er noch Widerstand in seinem Körper dabei spürt. So lange der Klient noch etwas im Körper fühlt, ist er noch nicht geheilt und die Behandlung muss fortgesetzt werden.
7. Abschluss
Das Ziel einer jeden Sitzung ist es, dass er Klient den Therapeuten verlässt und sich dabei wohler fühlt, als am Anfang. Der Therapeut gibt den Klienten bestimmte „Werkzeuge“ mit, die er im Alltag anwenden kann, bis er zur nächsten Sitzung kommt. Es ist wichtig, dass der Klient die Kontrolle über die negative Emotion und/oder die traumatische Situation behält.
8. Evaluierung
Am Beginn jeder weiter Sitzung prüft der Therapeut den Erfolg der letzten Sitzung. Dabei werden die Skalen VOD und SUD und die Spannungen im Körper verwendet. Über einen gewissen Zeitraum hinweg muss eine Verbesserung erkannt werden können, sonst ist die Therapie wertlos. Jedenfalls ist es essentiell, dass alle acht Phasen der Therapie durchlaufen werden. Oft geht das ganze ohnehin viel schneller, als dies für manchen auf den ersten Blick aussehen mag.
Ist ein Therapeut notwendig und wie finde ich einen?
Diese Frage wird sehr kontrovers beantwortet. Es gibt gute Gründe für beide Annahmen. Jeder kann die Methoden selbst an sich anwenden, weil jeder die Fähigkeit besitzt sich früherer Erlebnisse ins Gedächtnis zurückzurufen und mit der Zeit diese auch im Körper fühlen zu können. Rein technisch betrachtet, ist also auch der Laie in der Lage das Programm zu durchlaufen ohne eine spezielle Ausbildung absolvieren zu müssen. Bücher über EMDR gibt es in jeder besseren Buchhandlung und auch online lassen sich sehr viele Werke bestellen. Auf der anderen Seite sind Laien nicht dafür ausgebildet zu intervenieren, wenn jemand retraumatisiert wird durch das neue Durchleben eines schmerzhaften Erlebnisses. Zudem können die Ergebnisse weitaus besser sein, wenn ein Therapeut sowohl die Stimulation der Augen (Ohren, Körper) vornimmt. Aber vor allem die Beobachtung der Reaktionen eines Klienten gelingt oft besser durch eine andere Person, als durch einen selbst.
Es ist in jedem Fall zu empfehlen die Techniken des EMDR gründlich zu erlernen, durch einen zertifizierten Therapeuten. Inzwischen gibt es auch im deutschsprachigen Raum eine recht weite Verbreitung von qualifizierten Therapeuten und jeder sollte in seinem geografischen Umkreis einen solchen finden können. Die Ergebnisse des EMDR sind einfach zu überzeugend, als dass man sie unberücksichtigt lassen sollte. Bedenkt man welche Steigerung der Lebensqualität dadurch erzielt werden kann, dann spricht nichts mehr gegen deren Anwendung. Für weitere Information über EMDR habe ich unten ein paar Links angeführt.
Ich habe in meinem Eintrag von gestern angekündigt über EMDR in den nächsten Tagen zu schreiben. Das Thema erscheint mir derartig wichtig, dass ich schon heute den Eintrag online stelle.
Was ist EMDR?
EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch mit Augen-Bewegungs-Desensibilisierung und Neuausrichtung übersetzt werden kann. Dabei handelt es sich um eine psychotherapeutische Methode, die durch Zufall von Francine Shapiro in den späten 80er Jahren entdeckt wurde. Shapiro fiel auf, dass bestimmte Augenbewegungen, die sie machte, während sie an eine schmerzhafte Situation dachte, dazu führten, dass der Stress gelöst wurde und sie Befeiung erlangte. Diese Beobachtung baute sie zu einem System aus, dass die Bezeichnung EMDR erhielt. Ursprünglich wurde die Methode vor allem in der Traumatherapie angewandt. Die meisten Erfahrungen wurden zu Beginn mit (Vietnam-)Veteranen in den USA gemacht. Die Grundüberlegung hinter EMDR ist, dass es bei einem Trauma zu einer Nicht-Integration des Erlebten kommen kann. Das Geschehen wird fragmentarisch und unzusammenhängend im Gehirn abgespeichert. Insbesondere bei frühen Kindheitstraumata, wenn die verbalen und intellektuellen Fähigkeiten noch nicht ausreichend ausgebildet sind, werden Informationen in der rechten Gehirnhälfte als Bilder abgespeichert. Jedes Trauma findet seinen Niederschlag im Körper, irgendwo kommt es zu einer Art „Verhärtung“ oder „Erstarrung“, manche Menschen werden richtig ungelenkig. Bei EMDR geht es darum diese Spannungen zu lösen und vom „Bauch“ oder „Herzen“ in den Kopf hoch zu transferieren und dort zu verbalisieren. Im Kern geht es darum rechte und linke Gehirnhälfte auszugleichen, während man das Trauma im Geiste und Körper erneut durchlebt, um so eine vollständige Integration zu erreichen. Die blockierte Energie wird frei gesetzt. Nachdem ein Patient geheilt ist, sieht er das traumatische Erlebnis wie, wenn er einen Film ansieht, ohne dabei noch Schmerz zu empfinden. Vorsicht ist jedoch dann geboten, wenn jemand von vorne herein glaubt, keiner Therapie zu bedürfen, weil er nichts fühlt, wenn er sich an eine schmerzhafte Situation erinnert. Das ist nämlich oft ein Zeichen dafür, dass die Gefühle noch „eingefroren“ sind und nicht, dass sie bereits gelöst und integriert wurden! Der Vorteil von EMDR ist, dass die Behandlung weitaus schneller funktioniert (spart Zeit und Geld), als viele traditionelle Methoden und ebenso ist die Effektivität meist größer. Manchmal braucht es nicht mehr als zwei oder drei Sitzungen, um Probleme zu lösen.
Wofür wird EMDR eingesetzt?
Wie bereits oben erwähnt, diente EMDR anfangs vor allem der Behandlung von Traumapatienten. Bekannt ist insbesondere die Behandlung von PTSD, der Post-Traumatic-Stress-Disorder (Posttraumatische Belastungsstörung). Ausgeweitet wurde die Methode bald auf Fälle von Angststörungen, die zwar oft, aber nicht in allen Fällen, auf eine Traumatisierung zurückzuführen sind. EMDR hat sich als wirksam gegen Phobien und negative Überzeugungen erwiesen. Auch im Bereich er Suchtbehandlung zeigen sich positive Ergebnisse (vor allem Rauchen und Alkohol).
Die Methode, das 8 Phasen-Modell
Die Methode des EMDR wird in acht Phasen unterteilt. Es wird darauf hingewiesen, dass keine dieser Phasen ausgelassen werden darf, wenn die erwünschten Erfolge erzielt werden sollen.
1. Vorgeschichte des Patient und die Planung der Therapie
Damit beginnt die Therapie. In der ersten oder den ersten zwei Sitzungen wird festgestellt, was die Probleme der Klienten sind, welche Dinge ihn belastend und welche Ziele erreicht werden sollen. Es wird also festgelegt, woran gearbeitet werden soll. Es ist die Vorgeschichte des Klienten zu erfassen und die Ereignisse zu ergründen, die zu der Problemen geführt haben.
2. Vorbereitung
Die Dauer dieser Phase hängt von der persönlichen Umständen und der Vorgeschichte des Patienten ab. Sie kann recht kurz sein oder auch länger dauern, wenn es sich um größere Traumata und Lebensbeeinträchtigungen handelt. In dieser Phase lernt der Klient das EMDR kennen, wie es angewandt wird und woraus es besteht. Der Patient lernt Entspannungsübungen kennen, die angewandt werden, wenn emotionale Energien zu heftig werden. Beim EMDR geht es nicht darum, dass er Klient möglichst viele Umstände eines Traumas beschreiben kann, auch wenn dies nicht schlecht ist, sondern es genügen auch allgemeinere Angaben. Wichtig ist, dass ein Vertrauensverhältnis zwischen Therapeut und Klient entsteht.
3. Einschätzung
Hier geht es darum die Schlussfolgerung, die ein Klient aus einem schmerzhaften Ereignis gezogen hat zu formulieren. Das können etwa negative Glaubenssätze sein wie: „Ich bin wertlos“, „Ich bin schlecht“ oder „Ich bin schmutzig“. Es geht nicht darum, was der Verstand dazu sagt, sondern wie man im Innersten wirklich über sich denkt und vor allem fühlt. Entscheidend ist dabei weniger, was der Klient von sich selbst sagt, sondern wie sich sein Leben gestaltet. Was Menschen wirklich von sich selbst denken, erkennt man an ihrem Lebensstil, nicht an ihren Worten. Dann sucht man sich einen positiven Glaubensatz, der in der Situation angemessen ist. Auf die drei oben geschilderten Überzeugungen würden die passenden Glaubenssätze lauten: „Ich bin wertvoll“, „Ich bin gut“ und „Ich bin in Ordnung / rein / unschuldig“. Der Therapeut befragt nun den Klienten, auf einer Skala von 1 bis 7 als wie wahr er den neuen Satz empfindet, wenn er ihn spricht oder sich ihn vor Augen hält. Diese 7-stufige Skala heißt Validity of Cognition (VOC), wobei 1 für völlig unzutreffend und 7 für völlig zutreffend steht. In dieser Phase wird auch festgestellt, wie stark das negative Gefühl der problematischen Überzeugung von ihm empfunden wird. Dabei wird eine Skala von 0 (keine Beeinträchtigung) bis 10 (schlimmste Beeinträchtigung) verwendet. Diese Skala heißt SUD (Subjective Units of Disturbance).
4. Desensibilisierung
Hier geht es darum das Gefühl der negativen Beeinträchtigung durch einen Glaubenssatz oder ein traumatisches Erlebnis auf der SUD-Skala zu senken. In dieser Phase kommen die Augenbewegungen zur Anwendung. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Behandlung nicht notwendigerweise Augenbewegungen beinhalten muss. Es ist auch möglich akustische oder körperliche Stimulation zu verwenden. Das Entscheidende ist, dass es zu einem Ausgleich der Gehirnhälften kommt, der dadurch erreicht wird, dass während des Durchlebens der schmerzhaften Situation abwechselnd die rechte und die linke Gehirnhälfte stimuliert werden. Das geschieht am Häufigsten dadurch, dass die Augen von rechts nach links wandern und zurück, indem der Klient mit den Augen einem Objekt folgt (zum Beispiel einem Kugelschreiben, den der Therapeut vor seinen Augen hin und her bewegt). Es gibt auch spezielle Tonstücke, die etwa auf einen MP3-Player aufgespielt werden können und abwechselnd das linke und das rechte Ohr stimulieren, so dass der Ausgleich der Gehirnhälften auf akustischem Wege herbeigeführt werden kann.
5. Installierung
Ist der negative Glaubenssatz in Phase vier schwächer geworden (SUD-Skala), so verankert man nun einen positiven Glaubenssatz, der an die Stelle des negativen tritt. Das ist die Aufgabe in Phase fünf. Es geht darum das Gefühl für den positiven Glauben zu stärken und auf der VOD-Skala den Wert von 7 zu erreichen. Jedoch ist es wichtig Dinge, Aussagen, zu suchen, die der Klient auch glauben kann. Es wäre Unsinn etwas zu installieren, was er zwar gerne hätte, aber nicht glauben, bzw. fühlen kann. Deshalb ist es möglicherweise notwendig, dass er Patient sich in anderen Gebieten des Lebens weiterbildet oder weiter wächst.
6. Body-Scan
Nun, wen der neue Glauben fest installiert ist, bringt der Therapeut noch einmal den ursprünglichen negativen Glaubenssatz oder das traumatische Ereignis zur Sprache und fragt den Klienten, ob er noch Widerstand in seinem Körper dabei spürt. So lange der Klient noch etwas im Körper fühlt, ist er noch nicht geheilt und die Behandlung muss fortgesetzt werden.
7. Abschluss
Das Ziel einer jeden Sitzung ist es, dass er Klient den Therapeuten verlässt und sich dabei wohler fühlt, als am Anfang. Der Therapeut gibt den Klienten bestimmte „Werkzeuge“ mit, die er im Alltag anwenden kann, bis er zur nächsten Sitzung kommt. Es ist wichtig, dass der Klient die Kontrolle über die negative Emotion und/oder die traumatische Situation behält.
8. Evaluierung
Am Beginn jeder weiter Sitzung prüft der Therapeut den Erfolg der letzten Sitzung. Dabei werden die Skalen VOD und SUD und die Spannungen im Körper verwendet. Über einen gewissen Zeitraum hinweg muss eine Verbesserung erkannt werden können, sonst ist die Therapie wertlos. Jedenfalls ist es essentiell, dass alle acht Phasen der Therapie durchlaufen werden. Oft geht das ganze ohnehin viel schneller, als dies für manchen auf den ersten Blick aussehen mag.
Ist ein Therapeut notwendig und wie finde ich einen?
Diese Frage wird sehr kontrovers beantwortet. Es gibt gute Gründe für beide Annahmen. Jeder kann die Methoden selbst an sich anwenden, weil jeder die Fähigkeit besitzt sich früherer Erlebnisse ins Gedächtnis zurückzurufen und mit der Zeit diese auch im Körper fühlen zu können. Rein technisch betrachtet, ist also auch der Laie in der Lage das Programm zu durchlaufen ohne eine spezielle Ausbildung absolvieren zu müssen. Bücher über EMDR gibt es in jeder besseren Buchhandlung und auch online lassen sich sehr viele Werke bestellen. Auf der anderen Seite sind Laien nicht dafür ausgebildet zu intervenieren, wenn jemand retraumatisiert wird durch das neue Durchleben eines schmerzhaften Erlebnisses. Zudem können die Ergebnisse weitaus besser sein, wenn ein Therapeut sowohl die Stimulation der Augen (Ohren, Körper) vornimmt. Aber vor allem die Beobachtung der Reaktionen eines Klienten gelingt oft besser durch eine andere Person, als durch einen selbst.
Es ist in jedem Fall zu empfehlen die Techniken des EMDR gründlich zu erlernen, durch einen zertifizierten Therapeuten. Inzwischen gibt es auch im deutschsprachigen Raum eine recht weite Verbreitung von qualifizierten Therapeuten und jeder sollte in seinem geografischen Umkreis einen solchen finden können. Die Ergebnisse des EMDR sind einfach zu überzeugend, als dass man sie unberücksichtigt lassen sollte. Bedenkt man welche Steigerung der Lebensqualität dadurch erzielt werden kann, dann spricht nichts mehr gegen deren Anwendung. Für weitere Information über EMDR habe ich unten ein paar Links angeführt.